Turnen und Verein

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Die Geschichte der Falkensteiner Turner seit dem Gründungsjahr 1882:

Quelle: Festbücher „50 Jahre“ (Verfasser: Josef Dietz, Maler) aus dem Jahre 1932 sowie „100 Jahre“ (Verfasser: Hermann

Groß) aus dem Jahre 1982 sowie Passagen aus der Vereinschronik und Anmerkungen von Jörg Pöschl

Anmerkung: Auf die Geschichte der Fußballer wurde in einer separaten Chronik ausführlich eingegangen, so dass man sich nachfolgend ausschließlich der Turnbewegung und den daraus entstandenen Breitensportgruppen widmet.

1882- 1890: Gründung und erste sportliche Aktivitäten

Am 16. April 1882 trafen sich 24 turnbegeisterte Männer und gründeten den ‚Turnverein Falkenstein’. Der Gründungsversammlung waren etliche Besprechungen vorausgegangen. Auch war das Vorhaben, sich in Falkenstein künftig turnerisch zu betätigen, von zahlreichen Vereinsgründungen in der näheren und weiteren Umgebung beeinflusst worden, die sicherlich auch auf Impulse des Deutschen Turnfestes 1880 in Frankfurt/Main zurückzuführen waren.

Die ersten Turner stammten fast sämtlich aus bekannten Falkensteiner Familien und etliche von ihnen waren nicht nur im Sport sondern darüber hinaus auch in anderen Ortsvereinen, den Kirchengemeinden oder in der Gemeindepolitik tätig.

Ihre Namen sind: Wilhelm Hasselbach, Nikolaus Krieger, Heinrich Hasselbach, Ludwig Hasselbach II, Anton Schüssler, Josef Nikolaus, Georg Becker, Adam Eiffert, Wilhelm Dietz, Peter Wolf, Johann Harsy, Josef Krimmel, Leonhard Hasselbach, Karl Sachs, Wilhelm Wolf, Adam Josbächer, Philipp Hasselbach, Philipp Schalk, Josef Hasselbach I, Anton Hasselbach, Jakob Müller, Johann Schmitt, Nikolaus Greier, Philipp Feger.

Im gleichen Jahr sind noch folgende Turner dem Verein beigetreten: Andreas Hasselbach, Fritz Freitag, Meier (Seckbach), Josef Dietz I, Josef Hasselbach III, Andreas Dietz, Eduard Haidefuß, Ludwig Hasselbach I, Josef Hasselbach II.

Die erste Mitgliederversammlung am 21. Mai 1882 wählte, zunächst für ein Jahr, den Vereinsvorstand, der sich aus folgenden Herren zusammensetzte:

Leonhard Hasselbach, Präsident

Johann Schmitt, Vorsteher

Peter Wolf, Vorsteher

Georg Becker, Schriftwart

Heinrich Hasselbach, Rechner

Wilhelm Hasselbach, Turnwart

Ludwig Hasselbach II, Zeugwart

Von Anfang an bestand das Problem, einen geeigneten Turnplatz zu zu finden, herzurichten und das Turnen während der schlechten Jahreszeit zu organisieren. Der erste Turnplatz befand sich am Ende des heutigen Debusweges, dem sogenannten „freien Platz“, der heute „Unter den Eichen“ heißt. Turngeräte wurden in wochenlanger engagierter Kleinarbeit selbst angefertigt, z.B. Hochsprungständer und ein erstes Reck, welche durch ortsansässige Handwerker aus Holz zurechtgeschnitzt wurden. Doch bereits 1883 wurden Überlegungen angestellt, den Turnplatz zu verlegen. Ausschlaggebend hierfür ist wohl die Nähe zur damaligen ‚Heilanstalt Falkenstein’ (heutiges Kempinski-Hotel) gewesen. Geheimrat Dr. Dettweiler, der Leiter dieser TBC-Heilanstalt, war einerseits ein eifriger Förderer des neuen Turnvereins, andererseits aber auch der Hauptbefürworter einer Platzverlegung. So wurde auf einem Gelände in dem Bereich „Auf dem Seifen“ (in etwa auf der Höhe der heutigen Straße Am Hirschsprung/südlicher Bereich der Straße Am Bergschlag sowie „Arbeiterweg“) ein neuer Platz gefunden, für Sportzwecke hergerichtet und am Pfingstmontag, 2. Juni 1884, eingeweiht. Der Chronist vermerkt hierzu: „Die Einweihung verlief in der schönsten Weise, vom herrlichen Wetter begünstigt.“ In den folgenden Monaten wurde der Platz weiter ausgebaut. So wurde beispielsweise ein Klettermast aufgestellt und eine Hütte zur Unterbringung der Geräte errichtet.

Der Turnverein hatte stets die Verbindungen zu den übrigen Ortsvereinen gepflegt und auch zahlreiche Kontakte zu gleichartigen Vereinigungen in der Umgebung unterhalten. Dies zeigte sich immer wieder durch die Teilnahme an auswärtigen Turnfesten, aber auch durch die Einladung von Turnvereinen zu Veranstaltungen in Falkenstein. Zu den Aktivitäten der ersten Jahre gehörte ebenfalls die Gründung eines Spielmannszuges. Das Auftreten dieser Abteilung war bald ein fester Bestandteil der einzelnen Turnveranstaltungen, aber auch des örtlichen Vereinsgeschehens.

1890 – 1913:

Spaltung und Wiedervereinigung der Falkensteiner Turner-

Anschluß des Fußballklubs

Im Jahre 1890 kam es zu verschiedenen Auseinandersetzungen und Streitigkeiten im Turnverein, deren Folge der Ausschluß und Austritt einiger Mitglieder war. Im Dezember des gleichen Jahres wurde daraufhin eine weitere Turnvereinigung, nämlich die ‚Turngesellschaft Falkenstein’ gegründet, die nach Namen und Herkunft ihrer Gründer einem liberaleren Kurs anhing. Die Gründer waren: Wilhelm Wollrab, Adam Eiffert, Reinhard Krieger, Jakob Pfaff, Nikolaus Dietz, Wilhelm Wolf II, Johann Wolf und Peter Wolf.

Die Turngesellschaft blieb klein, wenn auch von einem stetigen Ansteigen der Mitgliederzahl berichtet wird. Ein geeigneter Turnplatz musste gefunden werden, die notwendigen Geräte waren zu beschaffen. Auch ein zweiter Spielmannszug wurde aufgestellt. Die Turner beider Falkensteiner Vereine genossen einen beachtlichen Ruf und fortan wetteiferten sie gegenseitig auf vielen Turnfesten um den begehrten Eichenkranz des Siegers, der im Laufe der Jahre denn auch sehr oft nach Falkenstein gebracht wurde. Aber auch als Gastgeber konnten sich die Falkensteiner Turner auszeichnen: So fand unter Beteiligung mehrerer Vereine aus der Region am 18. Juli 1897 unter freiem Himmel das sogenannte „Bundesturnfest“ in Falkenstein statt. Übungen waren: Freiweit, Stabhochsprung, Stemmen, Reck und Barren.

Nach sieben Jahren getrennter Vereinstätigkeit, in denen man nicht immer glücklich miteinander umging, kam es 1897 aber auch zu intensiven Gesprächen über eine Vereinigung von Turnverein und Turngesellschaft. Sie scheiterten zunächst jedoch an Formalien, wie künftiger Name, Fahne und Angabe über das Gründungsjahr. Erst 1904 konkretisierten sich dann die Verhandlungen wieder und am zweiten Weihnachtsfeiertag (!) fanden in beiden Vereinen Mitgliederversammlungen statt, welche die von den beiden Vorständen ausgehandelte und vorgeschlagene Wiedervereinigung der Falkensteiner Turner einstimmig billigten. Im Januar 1905 folgte dann die erste Jahreshauptversammlung der vereinigten Organisationen. Es wurden verschiedene Regelungen für eine Übergangszeit gefunden und durch Losentscheid der bisherige Vorsitzende des Turnvereins, Josef Dietz (Gärtner), zum künftigen Vorsitzenden der neuen ‚Turngemeinde Falkenstein’ bestellt.

Der Schriftzug der Fahne wurde geändert, neue Fahnenschleifen und Vereinsabzeichen wurden angeschafft(siehe hierzu auch Die Geschichte der Vereinsfahne in der separaten Chronik). So ist das Jahr 1905 zu einem wichtigen Jahr in der Vereinsgeschichte geworden.

Die Qualität der ohnehin schon guten Falkensteiner Turner wuchs seinerzeit durch den Zusammenschluß nochmals an und die Namen Heinrich Roos, Anton Eigner, Philipp Schmitt, Wilhelm Lind, Martin Feger, Wilhelm Geibel, Martin Hölscher, Josef und Karl Biron, Philipp Krieger sowie Heinrich Sachs hatten in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg in der gesamten Umgebung nicht nur einen vorzüglichen Klang, sondern brachten dem Verein viele Siege und Eichenkränze ein.

Im August 1909 bereitete der kleine Ort einen großen Empfang vor, denn Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich kam mit adligem Gefolge nach Falkenstein, um das Kaiserliche Offiziersheim (vorher „Heilanstalt“) einzuweihen. Die Einwohnerschaft, Handwerker und Vereine Falkensteins bauten der kaiserlichen Majestät ein riesiges Empfangstor aus Holz, welches man direkt vor dem Alten Rathaus die Straße überquerend platziert hatte. In Falkenstein existieren mehrere Bilder mit diversen Personengruppen vor diesem 7-8 m hohen Holzportal. Sehr interessant ist die Tatsache, dass dieses Bildmotiv mehrfach mit wechselndem Personenkreis auftaucht. Das Bild im TSG-Archiv mit dem dort abgebildeten Personenkreis taucht mehrfach und fast ausschließlich in den Alben alter Falkensteiner Turnerfamilien auf, andere Bilder mit verändertem Personenkreis werden mit der Geschichte des Männergesangvereins in Verbindung gebracht. Es liegt also die Vermutung nahe, dass bestimmte Vereine bei dem Bau des imposanten Portals mitgewirkt haben und das Bild im TSG-Archiv mehrheitlich Mitglieder der Turngemeinde zeigt. Unterstützt wird diese These durch einen Vermerk im Protokollbuch, in dem der Chronist der Turngemeinde beklagt, dass „die Turnstunden der Riege unter den Vorbereitungen zum Empfang seiner Kaiserlichen Majestät zuletzt arg geleidet haben“. Gleichzeitig wird jedoch im Nachgang zu dem Besuch auch betont, dass die „Spielleute mit ihrem gar feinen Klangspiel die Hochherrschaft beglückt“ hätten.

Von besonderer Bedeutung für die heutige Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) mit ihrem Sektor Fußball ist aber auch der 1. August 1913 gewesen. An diesem Tag kam es zu dem „von beiden Seiten lang ersehnten Anschluß“ des 1910 gegründeten Fußballklubs an die Turngemeinde Falkenstein, der damit ein neuer Sportzweig und neue Mitglieder zugeführt wurden.

Die Vereinschronik, die mit größter Genauigkeit vom jeweiligen Schriftführer fortgeschrieben wurde, berichtet, neben den wöchentlichen Turnstunden, dem alljährlichen An- und Abturnen, der Beteiligung an den Veranstaltungen der örtlichen Verbände, von häufiger Teilnahme an Turnfesten auswärtiger Vereine, an Gauturnfesten und sonstigen überregionalen Sportveranstaltungen und selbstverständlich auch vom Besuch des jeweiligen Feldbergturnfestes mit beachtlichen Erfolgen. In vielen Fällen wurde zum Austragungsort hinmarschiert, später z.T auch mit dem Fahrrad gefahren. Die größte Leistung haben in diesem Zusammenhang wohl zwei Turner im Jahre 1933 erbracht, die mit zwei klapprigen Fahrrädern zur Teilnahme am Deutschen Turnfest in Stuttgart gefahren sind. Das Interesse der Mitglieder galt zwar naturgemäß den turnerischen Belangen, aber auch die geselligen und gesellschaftlichen Bereiche kamen im Ablauf des Vereinsjahres keineswegs zu kurz. In den Chroniken ist immer wieder von eigenen Fastnachtsveranstaltungen, seien es Kappenabende oder Maskenbälle, von Turnerbällen, Theatervorführungen, Weihnachtsfeiern und -bällen, Vereinsausflügen usw. zu lesen. Was die närrische fünfte Jahreszeit angeht, so war der Fastnachtsdienstag der traditionelle Tag der Turner. Außer den bereits erwähnten Veranstaltungen gab es in manchen Jahren auch närrische Umzüge. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Beispiel – Fastnacht war Mitte Februar und es lag hoher Schnee – hatte man einen großen Schlitten, auf dem eine närrische Musikgesellschaft von 22 Mann Platz nehmen konnte, organisiert und mit sechs Pferden bespannt. Mit diesem Gefährt kutschierte man dann musizierend durch die Dorfstraßen. In einem anderen Jahr war es dann ein großer Wagen, der von vier Pferden gezogen wurde und von dem aus die karnevalistische Besatzung ihren Schabernack mit den Einwohnern trieb.

Die Vereinsausflüge, in der Regel waren es Wanderungen, wurden bald zu einer festen Tradition. Meist fand der erste Ausflug im Jahr am zweiten Osterfeiertag statt. Erstaunlich und für heutige Verhältnisse unvorstellbar ist hierbei der oft ungewöhnlich frühe Zeitpunkt des Abmarsches. Zeiten von 5 bis 6 Uhr in der Frühe waren normal. Hier ein Bericht über einen dieser Ausflüge:

„Ausflug am 2. Osterfeiertag 1910. Früh morgens um 6 Uhr versammelten sich die Mitglieder und gingen mit froher Stimmung dem Sandplacken zu. Da es auch hier, wie überall, Nachzügler gibt, musste auf dem Fuchstanz halt gemacht werden. Es wurde Kaffee getrunken und etwas gemütlich gemacht und nach Ablauf einer halben Stunde wurde weitermarschiert. Man war froh, dass die Zahl der Beteiligung schön angewachsen war, es konnten 27 Mitglieder gezählt werden. Mit froher Stimmung und beglückt vom Wetter, langte man um ½ 9 Uhr auf dem Sandplacken an. Es wurde gefrühstückt und der bewilligte Trunk verzehrt. Nach 2-stündigem Aufenthalt, bei welchem Musik gemacht wurde und einige Lieder vorgetragen wurden, ging es nach der Heimat, wo man um ½ 1 Uhr im Gasthaus ‚Taunus’ ankam. Möge es die Zukunft bringen, dass sich an derartigen, überhaupt allen, Veranstaltungen, die ganze Mitgliederschaft beteiligt.“

Der Wunsch des Chronisten hinsichtlich der Beteiligung der Mitglieder an den Veranstaltungen seines Vereins ist wohl ein allgemeiner Wunsch sämtlicher Verantwortlichen des Vereinslebens, erst recht in unserer heutigen Zeit. Selbstverständlich musste auch von Zeit zu Zeit Klage über mangelnde Teilnahme und geringes Interesse geführt werden. Die Ursachen waren wohl unterschiedlicher Art. Überhaupt muss hier einmal auf die geringe Freizeit der Vereinsmitglieder und der damaligen Bevölkerung hingewiesen werden. Ihre Arbeitswoche war weit länger und die Zahl der Arbeitsstunden pro Tag höher als heute. Wer auswärts beschäftigt war, der hatte oft noch zusätzlich weite und umständliche Wege, z.T. auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad, zurück zu legen. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass Versammlungen in vielen Fällen an einem Sonntag- oder Feiertagnachmittag angesetzt und Vorstandssitzungen manchmal erst in den späteren Abendstunden (ab 9 Uhr) gehalten wurden. Derartige Terminplanungen wären wohl im heutigen Vereinsleben kaum möglich, ließen sich seinerzeit aber nicht vermeiden und wurden im Interesse der Sache daher auch akzeptiert. Allerdings war auch die Zahl der Freizeitangebote insgesamt gering.

Zu allen Zeiten hat der Verein der Jugendarbeit einen sehr hohen Stellenwert eingeräumt. Immer wieder wird von den Bemühungen um die „Zöglinge“ und von deren Erfolgen bei Turnveranstaltungen berichtet. Auch die Musik war von größter Wichtigkeit. Gerade in der Zeit von 1895 bis 1935 wird in den Archiveinträgen immer wieder die außergewöhnliche Qualität des Spielmannszuges hervorgehoben, der nach übereinstimmenden Zeitzeugenberichten zu den mit Abstand besten Musikzügen im Kreis gehört haben soll und bei vielen Festzügen – ein Zeichen von Qualität – an der Spitze marschiert sei. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da die meisten Trommler und Hornisten während ihrer Militärzeit das „klingende Spiel“ erlernt und ausgiebig betrieben hatten. Jahrzehntelang fand, bis auf wenige Ausnahmen, in jedem Monat eine Mitgliederversammlung statt. Jahrelang wurden die wöchentlichen Turnstunden sonntags, zunächst vormittags, später dann am Nachmittag, im Sommer im Freien, im Winter in einem Wirtshaussaal, veranstaltet. Die Vereinsgeschäfte der Falkensteiner Turner wurden von Anfang an sehr demokratisch geführt. Alle wichtigen Punkte, die zur Entscheidung anstanden, kamen auf die Tagesordnungen der Monatsversammlungen und Vorstandssitzungen, wurden diskutiert und durch Abstimmungen entschieden. Zu diesen Punkten gehörten u.a. Einladungen zu auswärtigen Turnfesten oder Veranstaltungen der übrigen Ortsvereine, Ein- und Austritt von Mitgliedern und vereinseigene Vorhaben. Bei der Planung und Durchführung eigener Veranstaltungen spielte oft die Frage der Lokalität eine wichtige Rolle. Auf der einen Seite mussten die notwendigen Voraussetzungen gegeben sein, auf der anderen Seite hatte man die Mitglieder, die Lokale besaßen, zu berücksichtigen. Während sich im heutigen Falkenstein diese Frage fast erübrigt, war dies früher eine schwierige Entscheidung. Es standen nämlich folgende Gastwirtschaften zur Auswahl:

„Gasthaus Wolf“ (Vereinslokal), „Zum Taunus“, „Zum Altkönig“, „Nassauer Hof“ (mit Saal), „Frankfurter Hof“ (mit Saal), „Café Mühl“ (heute „Zum Feldberg“, mit Saal), „Café Concordia“ (im Johannisbrunnenweg), „Zur schönen Aussicht“ (Sachs) sowie „Zum Schönblick“.

Die finanzielle Situation der Turner in Falkenstein war zu keiner Zeit besonders rosig gewesen. Von daher war man immer auf die Unterstützung von Freunden und Gönnern angewiesen. Stellvertretend sollen hier zwei Namen genannt werden: Geheimrat Dr. Peter Dettweiler – weiter oben bereits erwähnt – hat sich während seiner Tätigkeit als Leiter der „Heilanstalt Falkenstein“ immer als ein großer Freund der hiesigen Turner gezeigt. Der Vereinschronist hat sämtliche Unterstützungen und Hilfen vermerkt und wenn es nur um folgendes ging: „Herr Doktor Dettweiler war so freundlich und schenkte uns bei Aufstellung des Mastes ein Faß Bier für 8 Mark, ferner bei unserer Platzeinweihung 3 Mark 50“. (1884)

Ein zweiter Förderer der Falkensteiner Turner und auch der anderen Ortsvereine war der Frankfurter Kaufmann Julius Cahn, der sich im Reichenbachweg seinen Altersruhesitz gebaut hatte. Dass Cahn der Sache des Turnens in großem Maße verbunden war, zeigt die Tatsache, dass er während der Zeit der Trennung der Turner (1890 – 1905) beide Vereine gleichermaßen unterstützt hat und von beiden auch zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Die Ernennungsurkunde der Turngesellschaft von 1904 befindet sich noch heute im Vereinsarchiv.

Die Turnvereine waren zu allen Zeiten auf die Pflege ihrer Tradition und die Verwirklichung ihrer Ideale bedacht sowie dem Heimatgedanken in besonderer Weise verbunden. Von daher nahmen auch die Falkensteiner Turner an dem, was in der näheren und weiteren Heimat vorging und was die Bevölkerung bewegte, lebhaften Anteil. Der wegen seines vorzüglichen Spieles immer wieder gerühmte Spielmannszug wurde desöfteren zur Ausgestaltung feierlicher Anlässe herangezogen. 1903 wurde zu Kaisers Geburtstag der Große Zapfenstreich auf der Burg geblasen und der Trommlerchor beteiligte sich an einem Fackelzug zu Ehren Papst Leo XIII, der sein 50-jähriges Priesterjubiläum feierte. Aber es gab auch Einladungen zu örtlichen Veranstaltungen, die von der Turngemeinde negativ beschieden wurden. 1905 hatte die Gemeinde zum 100. Todestag des Dichters Friedrich Schiller eine Schiller-Feier angeregt und die Ortsvereine zur Mitwirkung aufgerufen. Die Turngemeinde hat diesen Tagesordnungspunkt wie üblich beraten und dann in der Abstimmung eine Teilnahme abgelehnt. Am 17. März 1913 jährte sich der Geburtstag des Turnvaters Jahn zum hundersten Male. Anlaß genug für die Turngemeinde, dieses Tages in besonderer Weise zu gedenken: ein Fackelzug durch das Dorf unter Mitwirkung des Spielmannszuges, ein Freudenfeuer abgebrannt vom Dettweiler Tempel, verbunden mit einer kernigen Ansprache. Im gleichen Jahr wurden im ganzen Deutschen Reich aus Anlaß der hundertsten Wiederkehr des Tages der Völkerschlacht bei Leipzig Gedenkfeiern veranstaltet, so auch eine in der Gemeinde Falkenstein, an der sich selbstverständlich auch die Turner beteiligten.

1914 – 1932: Kriegs- und Besatzungszeit

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges setzte dann dem sportlichen und gesellschaftlichen Leben der Turngemeinde ein plötzliches Ende. Noch war alles seinen Gang gegangen: die Generalversammlung (Mitgliederstand: 119 Personen) im Januar 1914 hatte die Vorhaben für die nächsten Monate festgelegt. Die Fastnacht war noch mit einem eigenen Kappenabend gefeiert worden, im Mai war eine Unfall- und Haftpflichtversicherung für die Mitglieder abgeschlossen worden. Das Feldbergfest stand unmittelbar bevor, als am 1. August die Kriegserklärung des Deutschen Reiches an Russland erfolgte und der Befehl zur allgemeinen Mobilmachung erging. Die ausmarschierenden Falkensteiner wurden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung mit dem Spielmannszug der Turner an die Bahnhöfe Königstein und Cronberg gebracht. 206 Falkensteiner (und somit gut 20% Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung!) wurden im Verlauf des Krieges eingezogen, 38 von ihnen sind gefallen, davon 24 Mitglieder der Turngemeinde, die meisten von ihnen in Frankreich. In den Kriegsjahren ruhte die Vereinstätigkeit fast völlig. Und doch ließ der damalige Vorstand den Kontakt zu den Turnern an der Front nicht abreissen; es wurde – sofern möglich – per Feldpost zu den jeweiligen Geburtstagen gratuliert und Grüße der Soldaten in den wenigen noch stattfindenden Versammlungen unter großer Anteilnahme verlesen. Obwohl selbst kaum finanzielle Mittel in der Vereinskasse vorhanden waren, wurden in Einzelfällen sogar die Familien von gefallenen Turnern für eine Übergangszeit unterstützt, obwohl jeder selbst genug Sorgen hatte. Sorgen um das tägliche Brot, Ängste um Freunde und Verwandte an den Fronten. Im November 1918 ging der Krieg zu Ende. Mitte Dezember rückten die ersten Besatzungstruppen in Falkenstein ein. Mehr als 650 Soldaten des 287. französischen Infanterieregiments mit ihrem gesamten Troß, allein 65 Pferde, sollen es gewesen sein. Eine sehr schwere Belastung für das kleine Bergdorf und seine neunhundert Einwohner, zumal die Militärverwaltung ein sehr hartes Regiment führte. Die französischen Truppen blieben bis Ende 1924 hier stationiert und wurden dann von einem englischen Regiment abgelöst. Die Besatzungszeit endete erst mit der Räumung des Rheinlandes Mitte 1930. Die Situation im Jahre 1919 war also alles andere als einer Wiederbelebung des Vereines förderlich. Hinzu kam, dass etliche Mitglieder noch in Gefangenschaft waren und erst nach Monaten nach Hause kamen. Ein Jahr nach Kriegende, im November 1919, fand die erste Hauptversammlung der Turngemeinde statt. Wenn man sich auch darüber einig war, dass der Verein mit all seinen Tätigkeiten neu aufleben müsse, so wusste doch niemand so recht, wie dies alles gehen sollte. Ein Fünftel der Mitglieder war nicht mehr am Leben, die Familien in Not und Ungewissheit. Der Turnbetrieb litt unter den Auflagen und Ausschreitungen der Besatzungsmacht. Die Gerätehütte am Turnplatz war aufgebrochen und beschädigt worden, etliche Geräte entwendet. Der Spielmannszug durfte nicht auftreten, Turnen und Ausflüge waren zunächst strengstens verboten. Unter diesen Umständen kam die Vereinstätigkeit nur langsam in Gang. Die Raumfrage stand lange im Vordergrund. Ein Gesuch an die evangelische Kirchengemeinde, den Raum unter der Kirche für Turnstunden zu nutzen, wurde aus Angst vor Repressalien der Besatzungsmacht vorsichtshalber abschlägig beschieden. Zudem machte sich die Inflation von Tag zu Tag stärker bemerkbar. Während der Monatsbeitrag im Frühjahr 1920 noch bei 50 Pfennigen lag, betrug er im August 1923 10.000,- Mark. Verständlicherweise nutzte der Verein jede Möglichkeit, seine finanziellen Verhältnisse zu verbessern. So hat man 1924 das am Turnplatz gefällte Holz für 70 Mark an die Bäckerei Sturm verkauft. Auch das Gras, das auf dem Fußballfeld wuchs, wurde für 5 Mark abgegeben. Eine der wichtigsten Entscheidungen nach den Kriegsjahren war die Öffnung des Vereins für Turnerinnen durch die 1921 beschlossene Gründung einer Damen-Riege. Die Gründung war jedoch von scharfer Kritik seitens des auch für Falkenstein zuständig gewesenen Königsteiner Katholischen Pfarrers Löw begleitet, der die sportliche Betätigung der jungen Falkensteiner Damen in kurzen Hosen bzw. kurzen Röcken als „nicht schicklich und ungehörig“ geiselte und vehement gegen die „Vermännlichung des Weiblichen“ wetterte. Die Aufstellung einer Damen-Riege verzögerte sich durch die massive Einflussnahme des Geistlichen zwar um einige Monate, aber aufhalten konnte er sie letztlich auch nicht. Die erste Vorsitzende dieser neuen Gruppierung wurde Frl. Lina Dietz (die spätere Frau L. Ganninger). Ab 1924 begann sich die Lage des Vereins wieder zu normalisieren. Zur Förderung des Nachwuchses gründete man eine Schülerriege und die traditionellen Veranstaltungen wurden mit dem früheren Engagement der Mitglieder und den gewohnten Erfolgen durchgeführt. Auch die leidige Raumangelegenheit konnte sehr befriedigend gelöst werden. Die Leitung des damaligen Obertaunusheimes (ehemals Heilstätte, dann Offiziersheim, später Taunusklinik, heute Kempinski-Hotel) gestattete der Turngemeinde, das leerstehende Maschinenhaus als Turnhalle zu benutzen. Damit waren vor allem die wöchentlichen Turnstunden während der Wintermonate gesichert. Aus Anlaß des 120-jährigen Jubiläums im Jahre 2002 schrieb Martin Seibel einer Bitte des Vorsitzenden entsprechend als einer der letzten noch lebenden Vorkriegs-Jungturner seine Erinnerungen nieder, die wir hier wiedergeben wollen:

„Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts gelang es der damaligen Turngemeinde eine gute Anzahl Schüler für das Turnen und die Leichtathletik zu begeistern und in den Verein einzugliedern. Die regelmäßigen Turnstunden fanden unter Leitung erfahrener älterer Sportler, die einen großen Teil ihrer Freizeit dafür opferten, statt. Dankbar erinnere ich mich heute noch an Altturner Heinrich Roos, der als selbständiger Handwerksmeister trotz seines Schmiede-, Schlosser- und Elektrobetriebs immer noch Zeit für unser Training hatte. Er war für uns eine Vaterfigur. Die Übungsstunden fanden im Sommer auf dem Turnplatz ‚Auf dem Seifen’ hinter dem alten Friedhof statt, der von den Vereinsmitgliedern in Eigenhilfe über Jahre hinaus instand gehalten und immer wieder verbessert wurde. Eine besonders umfangreiche Renovierung wurde Anfang der 30er Jahre anlässlich eines überregionalen Turnfestes durchgeführt und machte aus dem vorher recht primitiven Platz eine mustergültige Anlage. Auch ein geräumiger Geräteschuppen, der erst in den Nachkriegsjahren verschwand, war vorhanden. Seit 1923 fanden im Winterhalbjahr die Übungsstunden im leer stehenden Maschinenhaus des damaligen Obertaunusheims statt, das uns vom Direktor dieser Anstalt, Generalarzt Dr. v. Papenhausen, uneigennützig zur Verfügung gestellt wurde. Es wurde dem Verein sogar die Anlage einer umfangreichen Sprunggrube gestattet. Dieser recht große Raum hatte leider einen gravierenden Nachteil: An der Decke entlang lief eine offene Förderanlage, die das benachbarte Kesselhaus mit Kohle versorgte und in längeren oder kürzeren Intervallen unter sehr lästiger Lärm- und vor allem Staubentwicklung in Betrieb gesetzt wurde. Der Erfolg war, dass wir nach der Turnstunde wie die Neger aussahen, was aber unserer Begeisterung für den Gerätesport keinesfalls abträglich war. Es zeugt von der Weitsicht unserer Turnväter, dass sie –außer dem eigentlichen Sportbetrieb- damit begannen, einigen interessierten Jungen das Trommeln und Pfeifen beizubringen und somit das Weiterleben des sehr erfolgreichen Spielmannszuges, der an einer gewissen Überalterung litt, zu sichern. Welchen Stellenwert diese vereinseigenen Spielleute darstellten, erkennt man auch daraus, dass im Zuge der Neugestaltung des Turnplatzes den Trommlern und Pfeifern eine aus Birkenstämmen gefertigte Bank gewidmet wurde.“

Im Nachgang zu der von Martin Seibel angesprochenen Renovierung des Turnplatzes im Juni 1932 vermerkt der Chronist im Protokollbuch (in Original-Schreibweise): „Nachdem die Arbeiten auf dem Turnplatz fertig waren, feierten folgende Mitglieder ein Richtfest: Heinrich Roos, Josef Krimmel, Wilhelm Lind, Friedrich Pfaff, Adam Pfaff, Jean Sachs, Philipp Mang, Heinrich Dietz, Georg Schmitt, Johann Wolf, Johann Krimmel, Fritz Bernhard und Ludwig Wolf. Als alles gesättigt war, wurden verschiedene eigengekelterte Bembel Äpfelwein geleert. Die Gesellschaft kam hernach in eine großartige Stimmung, an Liedern und humoristigen Vorträgen fehlte es nicht. Durch einen Radio wurde die Feier noch verschönert. Dieses war der Lohn für die geleistete Arbeit, auch wird dieses Richtfest eine schöne Erinnerung sein.“

Mit der angesprochenen Nutzung des Maschinenhauses waren vor allem die wöchentlichen Turnstunden während der Wintermonate gesichert. Um die Mitte der zwanziger Jahre erhielt das Turnen in Falkenstein und Königstein einen neuen Impuls, wenn auch außerhalb der bestehenden Vereine. Unter dem damaligen Kaplan Pascher wurde die „Deutsche Jugendkraft“ (DJK) gegründet, die sportinteressierte Jugendliche aus katholischen Kirchengemeinden und –verbänden zusammenführte. Zunächst wurde der Sportbetrieb gemeinsam auf den Bangertwiesen in Königstein durchgeführt. Später machten sich die Falkensteiner selbständig und betrieben vor allem Schlagball, Leichtathletik und Fußball. Auch sie schufen sich in Eigenhilfe auf den Seifwiesen einen, wenn auch behelfsmäßigen, Sportplatz. Das leichtathletische Lauftraining wurde für die 100 Meter auf einer abgesteckten Strecke im Debusweg, die 400 Meter auf genauestens ausgemessener Gerade im Reichenbachweg vorgenommen. Aus der Tatsache, dass sich die Turngemeinde an der Fahnenweihe der hiesigen DJK am 30.5.1926 mit Fahne und Spielmannszug beteiligte, kann wohl geschlossen werden, dass man die gemeinsame Sache des Turnens sehr hoch einschätzte und keinem Konkurrenzdenken unterlag.

Nach den Währungsreformen der Jahre 1923 (Rentenmark) und 1924 (Reichsmark) hatte sich die finanzielle Situation der Bevölkerung vorübergehend wieder stabilisiert. Dies wirkte sich auch im Vereinsleben positiv aus. Hier die Schilderung einer Weihnachtsfeier, die im Januar 1925 im „Nassauer Hof“ stattfand (leicht gekürzt, aber in der Original-Schreibweise): „Unsere Weihnachtsfeier, die wir umständehalber 14 Tage verlegen mussten, war wohl eine der schönsten Veranstaltungen, welche der Verein je gehalten hat. Um ½ 9 Uhr eröffnete unser 2. Vorsitzender, Herr Georg Feger, die Feier mit einer kleinen Ansprache. Der 1. Vorsitzende war leider durch Krankheit am Erscheinen gehindert. Es folgte nun das Reckturnen der Turner, bei dem sehr schöne Leistungen gezeigt wurden. Die Freiübungen der Damen wurden sehr gut ausgeführt und ernteten viel Beifall. Es folgte das Pferdturnen, bei welchem Damen, Schüler und Turner ihr Bestes zeigten. In Abwechslung folgte Kristbaum-Versteigerung und Bodenturnen. Der Kristbaum wurde nach amerikanischem Sistem versteigert und brachte einen Erlös von 62,80 Mark. Nach Rücksprache mit Herrn Bürgermeister Hasselbach wurde die Feier um eine Stunde verlängert . . . . . In seiner Ansprache gab Herr Bürgermeister seine Verwunderung über die gezeigten Leistungten kund und forderte alle, besonders die Jungen auf, zur Turnsache zu halten und mit einem dreifachen „Gut Heil“ schloß er seine Ansprache. Auch Herr Postsekretär Schmidt widmete der Turnsache einige Worte, besonders forderte er die Damen auf, trotz Anfeindungen zur Turnsache zu halten. Herr Gerichtssekretär Gärtner begleitete die turnerischen Vorführungen auf dem Klavier. Es war schon 1 Uhr durch, als man sich trennte.“

Die allgemein schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse gegen Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre wirkten sich auch auf die Vereine aus. Manche Einladung zu Turnfesten in der Umgebung konnte nicht angenommen werden, da man den Interessenten keinen Zuschuß zu den Fahrtkosten zahlen konnte und sie selbst nicht in der Lage waren, die notwendigen Beträge aufzubringen. Und doch veranstaltete man noch karitative Veranstaltungen, wie beispielsweise einen Theater-Abend am 21. April 1929 im voll besetzten „Saalbau Mühl“, dessen Erlös für den Bau des „Gefallenen-Ehrenmals“ in Falkenstein bestimmt war. Auf dem Programm stand mit „Lotte liebt einen Turner“ ein Turnerschwank in einem Akt, mit „Die Turnerbraut“ ein Lustspiel in einem Akt und mit „Der bekehrte Turnerfeind“ ein Schwank in einem Akt. Zwischen den einzelnen Theatervorträgen standen an diesem Abend noch die Punkte „Volksliederreigen der Turnerinnen“ sowie „Freiübungen der Turner“ auf dem Programm.

Auch das 50-jährige Bestehen der Turngemeinde, das am 2. und 3. Juli 1932 gefeiert werden konnte, musste wegen des fehlenden Geldes in kleinem Rahmen gehalten werden. Immerhin brachte das Jahr 1932 den Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise und Weltarbeitslosigkeit; allein im Deutschen Reich waren im Januar dieses Jahres mehr als 6 Millionen Menschen ohne Arbeit. Trotzdem war die Veranstaltung – auch für heutige Verhältnisse – ein großes Fest. Hierzu wieder der offizielle Bericht aus der Vereinschronik:

„Am 2. und 3. Juli feierte die Turngemeinde das Fest 50 Jahre Deutsches Turnen in Falkenstein. Von schönem Wetter begünstigt und durch die Teilnahme der gesamten Einwohnerschaft, war das Fest ein großer Erfolg. Am Samstag, den 2. Juli, stellte sich der Fackelzug unter Teilnahme aller Ortsvereine am Reichenbachweg auf und bewegte sich dann durch die Ortsstraßen nach dem ‚Frankfurter Hof’, wo anschließend eine Akademischefeier stattfand. Die Feier leitete ein von Ria Wald gesprochener Prolog ein, dem die herzlichen Begrüßungsworte des 1. Vorsitzenden folgten. Dann sang der Männergesangverein den Turnergruß und zwei Chöre unter Leitung von Ludwig Sauer. Nun ergriff der I. Gauvertreter, Herr Lehrer Klein aus Flörsheim, das Wort zu einer begeisternden Festansprache. Eingangs seiner Rede überbrachte er die Glückwünsche der Gauleitung, in längerer Ausführung schilderte er die Idealenziele der Deutschen Turnerschaft und schließt mit einem ‚Gut Heil’ auf ein weiteres blühn und geteihen der Turngemeinde. Gleichzeitig überreichte er mit anerkennenden Worten den Herren Martin Hölscher, Josef Dietz I, Adam Pfaff und Josef Krimmel den Ehrenbrief des Untertaunusgaues. Nach Vorträgen des Musikvereins Cronberg singt der Volkschor unter Leitung von Wilh. Wohlrab zwei Lieder. Herr Bürgermeister Ludwig Schmitt spricht in sehr schönen Worten die Glückwünsche der Gemeinde aus. Weitere Glückwünsche überbringen Josef Dietz I. für den Männergesangverein mit Überreichung eines goldenen Kranzes für die Fahne; für den Männergesangverein ‚Harmonia’ Georg Moullier, als Angebinde eine Trommel überreichend; für die Freiwillige Feuerwehr Paul Mang unter Übergabe von zwei Pfeifen; für die Deutsche Jugendkraft, welche eine Stabhochstange stiftete, Heinrich Gutjahr; für die Kriegskameradschaft unter Überbringung eines Fahnennagels Herr Marggraf; für den Ges. Verein Volkschor Wilhelm Wohlrab; für den Taunusklub Lehrer Mühl, welcher einen Fahnennagel überreichte, desgleichen Wilhelm Meser für den Mandolinenklub, Wilhelm Gärtner für den Skiklub und Josef Biron als aktiver Turner. Wilhelm Lückel überbrachte die Glückwünsche des Turnvereins Königstein und Fritz Eichenauer sprach für den Musikverein Cronberg. ….. Bei Gesang und Musikvorträgen schloß sich an den offiziellen Teil noch ein längeres gemütliches Beisammensein an.

Den zweiten Festtag leitete ein großes Wecken unserer Spielleute ein. Um ½ 8 Uhr zog der Verein nach dem Friedhof. Babette Geisel sprach den Prolog zu Ehren der Gefallenen im Weltkrieg. In rührenden Worten gedachte der Vorsitzende den Verstorbenen des Vereins. Ganz besonders beklagt er die 24 gefallenen Mitglieder des Vereins….. Nach Beendigung der Feier zogen wir mit Musik durch das Ort nach der Wirtschaft Wolf zu dem früh Schoppen.

Mittags, 1 Uhr: Aufstellung des Festzuges nach dem Turnplatz. An der Spitze marschiert unser Spielmannszug in einheitlicher Kleidung unter Stabführung von Josef Krimmel. Es folgten Schüler, Turner und Turnerinnen, was einen sehr guten Eindruck hinterließ. Auf dem Turnplatz wurde an Geräte und volkstümlich geturnt, dem folgten Kinderspiele. Es entwickelte sich ein wahres Volksfest. Gegen 6 Uhr zogen wir zurück. An der Wirtschaft Nielsen („Zum Taunus“) wurde halt gemacht. Bei einem Festball im Caffee Mühl, welcher auch sehr gut besucht war, nahm das Fest einen sehr guten Verlauf.“

Bei der Abrechnung vor fünfzig Jahren blieb ein Reingewinn von 29,79 Mark. Das magere finanzielle Ergebnis des Festes war auch ein beredtes Zeugnis der schwierigen wirtschaftlichen Lage der hiesigen Bevölkerung.

Das fünfzigste Jahr ihres Bestehens brachte der Turngemeinde einen weiteren Zuwachs. Der 1930 gegründete ‚Skiklub Falkenstein’ schloß sich an und wurde künftig als Ski-Abteilung weitergeführt. Der bisherige Vorsitzende Wilhelm Gärtner trat als Obmann für den „Schneeschuhlauf“ dem Turnvorstand bei. Hier fanden manche Turner vor allem in den Wintermonaten ein neues Betätigungsfeld und es wurde ausgiebig auf den Schardtwaldäckern (heute: Bereich der Straße „Am Feldgarten sowie des Kleinsportfeldes, der Grundschule und des Bürgerhauses), den „Messer-Wiesen“ im Reichenbachtal und vom Fuchstanz herab gewedelt. Die Schneelage war seinerzeit noch wesentlich stabiler als heute und oft lag über viele Wochen hinweg hoher Schnee in Falkenstein. Vor allem Balthasar Hasselbach galt als famoser Skiläufer und brachte vielen Falkensteiner Buben das Skifahren bei.

1933 – 1945: Die Turngemeinde während des

‚Dritten Reiches’ und des Zweiten Weltkrieges

Die tiefgreifende Veränderung der politischen Verhältnisse seit dem Frühjahr 1933 erfaßte bald auch die Falkensteiner Turner. Mit einer Reihe gesetzgeberischer Maßnahmen der Jahre 1933 und -34 wurde die sogenannte ‚Gleichschaltung’ (die Anpassung sämtlicher Organe des öffentlichen Lebens an die Parteilinie der NSDAP) betrieben. Die NSDAP nutzte hier vor allem die nationale und volksbewußte Einstellung der Turnvereine für ihre Sache aus. Noch genossen die katholischen Organisationen und Verbände den Schutz des gerade abgeschlossenen Reichskonkordates. Auch der Falkensteiner DJK-Sportverein konnte noch im August 1933 ein größeres Sportfest veranstalten. Aber bereits im November 1933 und dann verstärkt im Jahr 1934 ließ man die Zurückhaltung der ersten Monate fallen und verbot durch Polizeiverordnungen den katholischen Verbänden jeder außerkirchlich-religiöse Betätigung. Dies führte dann auch zur Auflösung des hiesigen DJK-Sportvereins. Die neuen Bestimmungen griffen auch massiv in die Vereinsstrukturen ein. Überall galt jetzt das ‚Führerprinzip’. Vorstandswahlen fanden keine mehr statt. Die Mitgliederversammlung wählte den ‚Vereinsführer’, der die übrigen Mitglieder des ‚Führerrates’ – die Zahl war festgelegt – bestimmte. Die Mehrheit sollte der Partei oder einer ihrer Gruppierungen angehören. In der Turngemeinde Falkenstein wurden die verlangten Veränderungen in zwei außerordentlichen Mitgliederversammlungen im Mai 1933 vorgenommen. Zunächst wurde der ‚Vereinsführer’ gewählt. „Er muss sich voll und ganz zur Nationalen Erhebung bekennen“, heißt es im Versammlungsprotokoll. Die Wirksamkeit seiner Wahl bedurfte neuerdings jedoch der Bestätigung durch eine übergeordnete Stelle. Die zweite außerordentliche Versammlung war schon fast eine politische Veranstaltung. Die Spitzen der örtlichen Verwaltung und Partei waren vertreten. Neben der Bestellung der weiteren Verantwortlichen durch den inzwischen bestätigten ‚Vereinsführer’ wurden nationale Reden gehalten, ein dreifaches ‚Heil’ auf den Führer angestimmt, des zehnten Todestages von Albert Leo Schlageter (1923 wegen Anschlägen auf die franz. Besatzungstruppen von einem Militärgericht zum Tode verurteilt) gedacht und etliche vaterländische Lieder, wie „Deutschland, Deutschland über alles“; „Die Fahne hoch“; „Ich hab mich ergeben“; und „Deutschland hoch in Ehren“ gesungen. Die folgenden Monate brachten verschiedene staatlich gewünschte oder verlangte Aktivitäten außerhalb des sportlichen Bereiches: „Sonnwendfeier“, „Deutsches Erntedankfest“, „Reichshandwerkerwoche“ usw. . Die Partei füllte die Kalender mit Veranstaltungen und Gedenktagen. Die ohnehin geringe Freizeit des Einzelnen wurde noch geringer. Von daher ist es verständlich, wenn in den Mitgliederversammlungen der Turngemeinde in den folgenden Jahren immer wieder Klage wegen des zurückgehenden Turnbetriebes geführt wurde. Die Mitglieder hatten einfach keine Zeit mehr, ihrer jahrelangen gepflegten Lieblingsbeschäftigung mit der gleichen Intensität wie früher nachzugehen. Der Zeit entsprechend – seit 1935 galt die Allgemeine Wehrpflicht – wurde allerdings die Einführung des Wehrsports erörtert und dann 1936 eine Schießabteilung eröffnet. In den Jahren bis zum Beginn des 2. Weltkrieges spielte bei vielen Sportveranstaltungen die Politik eine große Rolle. So hatte man beispielsweise 1934 zahlreiche Turner aus dem Saarland eingeladen. Das Saarland war aufgrund des im Friedensvertrag von Versailles verankerten Saarstatus’ praktisch vom Deutschen Reich getrennt und für fünfzehn Jahre dem Völkerbund unterstellt worden. Die Ausbeutung der Kohlegruben in diesem Gebiet war allein den Franzosen gestattet. Im Jahr 1935 lief nun die Fünfzehnjahresfrist ab. Dann sollte die Bevölkerung in einer Abstimmung über die künftige Zugehörigkeit entscheiden. Deshalb war es ab der zweiten Jahreshälfte 1934 besonders wichtig, die Verbindungen zur Saarbevölkerung zu halten und für ein Votum zu Gunsten des Deutschen Reiches zu werben. In diesem Zusammenhang hatte die Turngemeinde Falkenstein eine Gruppe von Turnerinnen und Turnern aus Neunkirchen/Saar zu Gast. Am Vorabend des Feldbergturnfestes fand dann auch im „Nassauer Hof“ eine ‚Saarfeier’ statt, bei der die Hoffnung auf „eine baldige Heimkehr ins Vaterland“ pathetisch ausgesprochen wurde. Am folgenden Tag besuchten die Turner gemeinsam die Wettkämpfe auf dem Großen Feldberg. Bei diesem Turnfest hat Frl. Käthe Kühn (später Frau Käthe Dietz, Hainberg) als erste Falkensteiner Turnerin überhaupt auf dem Feldberg einen Gesamtsieg errungen. In einer wahren Prozession zog die erfolgreiche Turnerin gemeinsam mit den übrigen Falkensteiner Athleten und dem Spielmannszug über den „Fuchstanz“ nach Falkenstein ein, wo sie noch am selben Abend in sämtlichen Wirtschaften des Dorfes den Siegerkranz präsentieren musste. Die Nachricht vom Sieg war jedoch schon viel früher nach Falkenstein vorgedrungen, hatte ein Mitglied des Vereins doch per Brieftaube die Botschaft direkt vom Feldberggipfel aus übermittelt. Die Volksabstimmung im Saarland am 15. Januar 1935 brachte übrigens fast 91%Ja-Stimmen für einen Wiederanschluß an Deutschland. Grund genug, überall – so auch in Falkenstein unter Beteiligung der Turngemeinde und des Spielmannszuges – ‚Saarbefreiungsfeiern’ zu veranstalten.

Im Jahre 1937 kam der Turnbetrieb durch Kündigung der Turnhalle im Obertaunusheim in Schwierigkeiten, da die Wehrmacht den Gebäudekomplex nun übernahm. Zunächst wurden die Turngeräte in verschiedenen Scheunen untergestellt und dann bei der Gemeinde versucht, die Genehmigung zum Turnen im kleinen Turnraum der alten Volksschule zu erhalten, was auch gelang. Neben dem Feldbergfest und verschiedenen Turnfesten in der näheren Umgebung beteiligte sich die Turngemeinde in diesem Jahr an dem Weidig-Bergfest in Butzbach, welches 1937 zur Erinnerung an den 100. Todestag von Friedrich-Ludwig Weidig, dem ’Hessischen Turnvater’, veranstaltet worden war und das später noch öfter besucht wurde. Wenige Wochen später war ein weiteres Bergfest Ziel einer Gruppe Falkensteiner Turner: Das Hoherodskopf—Bergfest (Vogelsberg). Stolz wird in der Chronik vermerkt, das man sich damit zum ersten Mal außerhalb der Grenzen des eigenen Turnkreises an einem Wettkampf beteiligt hat. Der damalige Schriftführer hat außerdem noch folgendes festgehalten: „Da man wegen schlechter Bahnverbindungen schon Samstagmittags fahren müsste, erklärte sich Turnbruder Adam Schmidt bereit, gegen Erstattung der Betriebsstoffkosten uns dorthin zu fahren. Es war eine schöne Fahrt im Opel Olympia. Wir kamen uns vor wie Olympiakämpfer. …. Es war ein herrliches Bergfest mit 1400 Wettkämpfern.“

Auch im folgenden Jahr wurde dieses Turnfest besucht und für 1939 stand es ebenfalls auf dem Programm. Seit Anfang 1939 mehrten sich die Einberufungen zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht und schwächten die Turnerriegen erheblich. Nach den Aufzeichnungen nahm die Turngemeinde am 6. August 1939 zum letzten Male an einem Turnfest, dem bereits erwähnten Weidig-Bergfest, teil. Drei Wochen später hatte der 2. Weltkrieg begonnen und zahlreiche Mitglieder standen, von Familien und Heimat getrennt, an der Front. 1941 wurde der Turn- und Sportbetrieb in Falkenstein dann eingestellt. Zu viele Mitglieder, vor allem aus den jüngeren Jahrgängen, waren eingezogen worden, einige davon bereits verwundet, vermisst oder gefallen. Die Eintragungen des Chronisten über die folgenden Jahre sind kurz, die Mitteilungen über die Einberufungen und den „Heldentod“ von Mitgliedern überwiegen. Als der zweite Weltkrieg zu Ende ging, hatte auch die Turngemeinde zahlreiche gefallene und vermisste Mitglieder zu beklagen.

1945 – 1960: Neubeginn in einer schweren Zeit

Das Jahr 1945 begann mit vermehrten Fliegerangriffen bei Tag und Nacht. In der Nacht zum 3. Februar wurde auch Falkenstein von zahlreichen Brandbomben getroffen und einige Häuser im unteren Ortsteil zerstört (Kronberger Straße/Alt Falkenstein/Falkensteiner Straße), gottlob jedoch ohne Verlust von Menschenleben. Über 50 Brände mussten in dieser Nacht gelöscht werden. In den folgenden Wochen kam die Front immer näher und die Amerikaner besetzten schon bald die Stadt Frankfurt am Main, aus der noch Tausende in die Nachbargemeinden geflohen waren. Am 29. März – es war der Gründonnerstag 1945 – gegen 15 Uhr begann mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen eine neue Besatzungszeit in Falkenstein. Das Vereinsvermögen der Turngemeinde wurde beschlagnahmt. Die Vereinstätigkeit, die ohnehin in den letzten Kriegsjahren eingestellt worden war, musste zwangsläufig weiterhin ruhen. Die amerikanischen Besatzungstruppen erliessen eine Reihe von Vorschriften, die – ähnlich der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg – der Bevölkerung, den Vereinen und Verbänden allerlei Beschränkungen auferlegten.

Einige Fußballfreunde bekamen im Frühjahr 1946 dann als erster Verein Falkensteins die Genehmigung der Amerikaner zur Wiederaufnahme einer Vereinstätigkeit und gründeten daraufhin einen neuen Sportverein, der sich „Sportgemeinschaft Falkenstein“ nannte und der vor allem das Fußballspiel pflegte.

Die Geschichte aus dem Bereich Fußball ist in einer separaten Chronik ebenfalls ausführlich beschrieben, so dass wir uns an dieser Stelle weiterhin den Turnern widmen wollen.

Die Turngemeinde erhielt nämlich 1947 ihr Vereinsvermögen zurück, doch war ihr ein Wiederaufleben in Eigenständigkeit nicht mehr beschieden, ebenso wie dem dazugehörigen legendären Spielmannszug. Zu den letzten Eintragungen im Protokollbuch gehört die Mitteilung, dass die Gerätehütte als Abstell- und Lagerraum an die Firma Peter Weins verpachtet werden sollte. Für die Gemeinde Falkenstein brachte die Zeit nach 1945 schwer wiegende Probleme auf dem Gebiet der Wohnraumbeschaffung. Zahlreiche Bombengeschädigte, während der Kriegsjahre vor allem aus Frankfurt hierher evakuiert, und etwa 300 Heimatvertriebene und Flüchtlinge – alleine rund 160 aus dem Sudetenland – suchten eine Wohnung. Die Eingliederung dieser Menschen in eine neue, zunächst noch fremde Umgebung, war nicht leicht. Doch haben gerade die Ortsvereine, in denen sich Altbürger und Neuankömmlinge je nach ihren Interessen engagieren und betätigen konnten, viel zu der Lösung dieses Problems beigetragen wie auch die Vereine selbst sehr stark von dieser Belebung profitierten. Wie schon berichtet, nannte sich der 1946 gegründete Verein „Sportgemeinschaft Falkenstein“ (SG) und betrieb in erster Linie den Fußballsport. Es gab eine kleine Leichtathletikabteilung, die von dem langjährigen Turner Heinrich Dietz betreut wurde. Zu dieser kam 1953 dann eine Tischtennisabteilung hinzu, die jedoch nur einige Jahre bestand.

1958 schließlich wollte man die turnerische Tradition auch im Namen zum Ausdruck bringen und beschloß in einer Mitgliederversammlung die Änderung des Vereinsnamens in „Turn- und Sportgemeinschaft Falkenstein (Ts.) 1910“. Bei dieser Namensänderung hatte man jetzt zwar die Turner miteinbezogen, als Gründungsjahr stand aber 1910 – das Jahr, in dem der frühere Fußballklub ins Leben gerufen wurde. Es war eigentlich nur logisch, dass sich hieraus eine weitere Namensänderung ergeben musste. So wurde denn auch in der Hauptversammlung des Jahres 1959 als neuer Name „Turn- und Sportgemeinschaft Falkenstein 1882/1910“ beschlossen, der die Gründungswurzeln der Turner aus dem Jahre 1882 mit berücksichtigte. Und nur dieser Beschluß gibt uns heute das Recht und die Möglichkeit, von einer 125-jährigen Vereinsgeschichte zu sprechen. Es waren vor allem Wilhelm Lind und Heinrich Dietz, die von Anfang an das Anliegen des Turnens in der SG und später dann der TSG aktiv vertraten. Nach dem Krieg wurden von einer kleinen Abordnung Falkensteiner Turner sämtliche Feldbergfeste besucht. Auch am Weidig-Bergfest, am Hoherodskopf-Bergfest und anderen Sportfesten nahmen die Turner bis in die 60er Jahre hinein mit Erfolg teil.

1960 – heute: Der Wandel zum großen Breitensportverein

Über viele Jahre hinweg waren es in erster Linie die Herren Heinrich Dietz, Artur Heil, Walter Krimmel, Wilhelm Lind und Franz Beer, welche die Falkensteiner Turner nach außen aktiv vertraten und die 3 Erstgenannten gleichzeitig auch in der TSG an verantwortlicher Stelle im Vorstand standen. 1963 war es auch der heute unvergessene ‚Turnvater’ Heinrich Dietz, der auf Anregung einiger Falkensteiner Damen eine auf dem Turngedanken basierende Damengymnastikgruppe ins Leben rief, die bis zum heutigen Tage noch existiert. Ende der 60er Jahre konnte dann das Kinderturnen sehr stark aktiviert werden und 1970 wurde dann auf Initiative von Arthur Heil gar eine Männerturngruppe gegründet; kurze Zeit später kam nochmals eine Tischtennisgruppe hinzu, die aber wieder nur einige Jahre bestand. Die Männerturngruppe besteht jedoch auch heute noch unter der mittlerweile angepassten Bezeichnung ‚Herrengymnastik- und Ballsportgruppe’. Sehr hilfreich für die Entwicklung des Vereins war zweifellos der Bau des Bürgerhauses mit seiner modernen Sporthalle im Jahre 1972, hatte man doch bisher in den äußerst beengten Verhältnissen des winzigen Turnsaals der Volksschule turnen müssen oder zeitweise im alten Kinosaal des Offiziersheims, das mittlerweile zur „Taunusklinik“ geworden war. Dieser hatte jedoch keinerlei Möglichkeit zur Unterstellung von Geräten und war auch nicht regelmäßig nutzbar. Auch das Turnen im Volksschul-Saal war alles andere als einfach, da bei Überschlag- oder Handstandübungen auf dem Barren oder Pferd nicht selten die Füße mit der niedrigen Saaldecke kollidierten.

Ende 1973 erfassten Ausläufer der weltweiten „Ölkrise“ auch die Falkensteiner Turner. Die Stadt Königstein verfügte, dass Turnstunden wegen der Energieeinsparung nur noch dann durchgeführt werden könnten, wenn mindestens 6 Turner anwesend wären. In einem diesbezüglichen Aufruf an die Herrengymnastikgruppe meinte Artur Heil, dass „wir wegen der Benzinknappheit uns jetzt eben mehr und mehr auf unsere Füße und unseren Körper verlassen und entsprechend fit halten müssen.“ Seinen Appell schloss er mit der durchaus ernst gemeinten Ankündigung der „Gewichtsnachkontrolle“ (Zitat) in der nächsten Übungsstunde, war es in dieser Gruppe zu jener Zeit doch guter Brauch, dass regelmäßig im Beisein aller Sportkameraden das jeweilige Körpergewicht niedergeschrieben wurde.

1979 schließlich wurde der leichtathletische Sektor wiederbelebt, in dem man einen samstäglichen Lauftreff gründete, der sich immerhin 25 Jahre lang halten und zum Teil großer Beliebtheit erfreuen konnte. 1994 konnte dem Lauftreff bis zu dessen Ende gar noch eine Walkinggruppe angegliedert werden. Die 80er Jahre standen zunächst ganz im Zeichen des 100-jährigen Jubiläums, welches 1982 über 4 Tage hinweg unter Beteiligung von fast 150 Helfern in einem 1000-Personen-Zelt auf den seinerzeit noch existierenden Schardwaldäckern (heute Straße ‚Am Feldgarten’) gefeiert werden konnte und einen großen Erfolg für den Verein darstellte: Der Höhepunkt des Festprogramms war sicherlich der „Bunte Abend“ mit den seinerzeitigen nationalen Schlagerstars Cindy&Bert und vielen anderen Künstlern, der dem Verein ein ausverkauftes Zelt und ein nachhaltig positives Echo bescherte. Gleich zu Beginn des Jubiläumsjahres konnte aber auch die langjährige enge Verbundenheit zum heimatlichen Feldbergfest durch die erstmalige Ausrichtung des „Feldbergfest-Turntages“ in Falkenstein zum Ausdruck gebracht werden, bei dem die Verantwortlichen des ältesten deutschen Bergturnfestes gemeinsam mit den im Turngau zusammengeschlossenen Vereinen über die Feldbergfeste 1982 und 1983 berieten. Anläßlich des Jubiläums wurde auch erstmalig der „Falkensteiner Volkslauf“ ausgetragen, der gleich über 500 Langstreckenläufer anzog. Verbunden wurde dieser Lauf mit einem Wandertag „Rund um den Fuchstanz“, der ebenfalls guten Anklang fand. Überhaupt muss man sagen, dass die Wanderbewegung schon immer breiten Raum bei den Falkensteiner Turnern einnahm. So wurden in den 70er Jahren gemeinsam mit dem Kur- und Verkehrsverein Falkenstein jährlich sogenannte „Volkswandertage“ abgehalten und auch in den 80er und 90er Jahren konnten mehrere regional ausgeschriebene Wanderveranstaltungen ausgerichtet werden bzw. man beteiligte sich seitens der Turnabteilung an auswärtigen Wandertagen, bei denen man sogar wiederholt Pokale für die teilnehmerstärkste Gruppe einheimste. Bis in die heutige Zeit hinein ist speziell die „Herrengymnastik- und Ballsportgruppe“ regelmäßig mit Mehrtagestouren auf Schusters Rappen unterwegs. Auch die „Falkensteiner Volksläufe“ wurden nach ihrer Premiere im Jahre 1982 noch drei weitere Male ausgetragen, bis man dem immer dichter werdenden Volkslauf-Kalender in Form von sinkenden Teilnehmerzahlen Tribut zollen musste (zuletzt nur noch 150 Teilnehmer). Auch wurden die organisatorischen und vor allem technischen Anforderungen im Hinblick auf elektronische Zeitmessungen usw. immer umfangreicher, so dass man sich zum Aufgeben entschloss. Immerhin konnte sich mit dem Falkensteiner Bürger Michael Lederer sogar einmal ein sehr prominenter Leichtathlet in die Siegerliste der „Falkensteiner Volksläufe“ eintragen, war Lederer zu dieser Zeit doch mehrfacher Deutscher Meister auf der Mittelstrecke und mit dem Nationalteam Staffel-Weltrekordler über 4x1500 m.

1997 und 2002 konnte man im Rahmen kleinerer, aber nicht minder schöner Jubiläumsfeiern das 115-jährige sowie das 120-jährige Turnerjubiläum feiern. Gerade die Turngala 2002 unter Mitwirkung mehrerer ehemaliger Weltmeister (u.a. Ringeweltmeister Andreas Aguilar) und Olympiateilnehmer im „klassischen“ Geräteturnen ist hier besonders hervorzuheben. Anläßlich dieses Jubiläums wurde eine in ihrem Umfang und ihrer Detailtreue im Falkensteiner Vereinsleben bisher einzigartige Ausstellung zur gesamten Vereinsgeschichte organisiert, die in den städtischen Räumen der alten Volksbank-Filiale (heute Vereinshaus des MGV Falkenstein) in Alt Falkenstein 15 stattfand und über 5 Tage geöffnet war. Diese Ausstellung zog fast 400 interessierte Besucher an. Die Vorlauf- und Vorbereitungszeit dieser Ausstellung betrug über 3 Monate.

Die beiden Dekaden bis zur Jahrtausendwende waren aber auch die Zeit, in der die Turnbewegung in der TSG zu neuer Blüte kam: Rückengymnastik, Jazzgymnastik, Bauch-Beine-Po-Gymnastik oder auch Trends wie Autogenes Training sind nur einige der Angebote, die seit den 80er und 90er Jahren das Breitensport-Programm der TSG bereichern, aber auch das Kinderturnen verzeichnet nach wie vor einen ungebrochenen Boom, dem man in jüngerer Vergangenheit sogar mal mit einem „Aufnahme-Stop“ in manchen Gruppen entgegentreten musste. Hier gilt es in besonderem Maße Helmut Elbe und Günter Gramel für ihre zum Teil jahrzehntelange Impulsgebung im Hinblick auf die Förderung des Turn- und Breitensportgedankens innerhalb der TSG herzlich Dank zu sagen, die nicht zuletzt durch sie initiierten beiden „Spielfeste“ in den 90er Jahren seien hier nur beispielhaft genannt.

Seit 1989 wird aber auch eifrig Volleyball in Falkenstein gespielt und 1999 kam gar noch eine Gardetanzabteilung hinzu, die zwischenzeitlich sogar mal über drei Gruppen verfügte und etliche Auftritte in der „fünften Jahreszeit“ hatte, bis sie sich nach acht Jahren auflöste. Wie man überhaupt sagen muss, dass die Falkensteiner Sportler lange das kulturelle Brauchtum der Fastnacht in unserem Ort hochhielten, sei es bis in die Mitte der 90er Jahre hinein mit der jahrzehntelangen Ausrichtung des „Sportler-Lumpenballs“, der anschließend in den bis 2013 ausgetragenen gemeinsamen Rosenmontagsball aller Falkensteiner Ortsvereine mündete oder auch in mehr als 30 Jahren als Mitwirkende, Elferräte und Sitzungspräsidenten bei den traditionellen Fastnachtssitzungen des Vereinsrings, die letztmals 2007 stattfanden.

Durch den Bau der Sportanlage ‚Altkönigblick’ im Jahre 1999 konnte auch im Bereich der Kinder- und Jugendleichtathletik ein Aufschwung verzeichnet werden und bei Presseberichten über Leichtathletiksportfeste tauchen seitdem häufiger wieder die Namen von jungen TSG-Athleten in den Teilnehmer- und Siegerlisten auf. Auch konnte sich die TSG auf dem leichtathletischen Sektor mit der Ausrichtung der gemeinsamen Kreisleichtathletikmeisterschaften des Hochtaunus- und Maintaunuskreises in den Jahren 2002, 2003 und 2004 mit jeweils 250 Athleten einem breiteren Publikum präsentieren.

Auch in finanzieller Hinsicht hat sich die TSG in den letzten 20 Jahren des letzten Jahrhunderts eine sehr gesunde Basis geschaffen, die hauptsächlich durch die großen Jubiläumsfeste der Turn- und Fußballabteilung in den Jahren 1982, 1986 und 1990 gelegt wurde. Aber auch die unter der Ägide von Karl-Gustav Schramm erfolgte Bewirtschaftung des Festzeltes beim Königsteiner Burgfest von 1995 bis 2001 mit jeweils über 120 Helfern, die Eintracht-Gastspiele 1999, 2000 und 2006 sowie Erlöse aus kleineren Veranstaltungen (wie z.B. von 2002 bis 2010 aus der Bewirtschaftung beim „Henninger-Radrennen“) haben dazu beigetragen, dass man immer wieder Geld in die Neuanschaffung von Sportmaterial und -geräten oder in das wertvollste Gut des Vereins, die Übungsleiter, investieren konnte, um das Breitensportangebot weiterhin auf einem möglichst attraktiven Niveau zu halten. Zu einem positiven finanziellen Ergebnis beigetragen hat aber auch die regelmäßige Bewirtschaftung des TSG-Vereinsheimes, was immer eine ebenso stetige wie schwierige Herausforderung war. Dank der engagierten und langjährigen federführenden Mithilfe von Gertraude und Georg Edelmann, Anneliese Kunz, Alexandra Bockemühl, Margarete Pöschl, Hannelore und Peter Schmied sowie Brigitte Boller in der Zeit zwischen 1992 und 2015 konnte hier jedoch immer ein warmer Geldregen in der Vereinskasse und zufriedene Gesichter bei den Gästen verzeichnet werden.

Von 2001 bis 2013 veranstaltete die TSG mit der „Grün-Weißen Sommernacht“ zudem ein eigenes kleines, aber recht stimmungsvolles Vereinsfest mit Live-Musik rund um das Clubheim am Sportplatz „Altkönigblick“, um den Mitgliedern und Freunden des Vereins dieses schöne „Plätzchen“ näher zu bringen und die Identifikation aller Sportgruppen mit dem Verein zu erhöhen. Bei aller Freude über die Entwicklung des Vereins darf nämlich auch nicht verkannt werden, dass heute nur noch rund 40% der Vereinsmitglieder aus Falkenstein kommen und somit die Identifikation mit dem Verein beileibe nicht mehr wie früher vorhanden ist, als schon der Vater und Großvater „bei den Sportlern“ waren. Viele der Mitglieder nutzen das preiswerte Angebot des Vereins zum Freizeitausgleich oder als willkommene Alternative zu den kommerziellen Sportzentren, mit dem Vereinsgeschehen als solches will man aber wenig oder nichts zu tun haben. Dies wird leider immer wieder bei den Besucherzahlen der Hauptversammlungen und eigenen Vereinsveranstaltungen, aber auch bei den (oft erfolglosen) Anfragen im Hinblick auf helfende Hände bei den verschiedensten Veranstaltungen deutlich und ist wohl eine traurige Zeiterscheinung, mit der jedoch fast alle Vereine heute ihre leidvolle Erfahrung machen.

Summa summarum findet man heuer aber eine Angebotspalette, die jedem Mitbürger ein Betätigungsfeld für seine breitensportliche Interessen bietet und die TSG zum Synonym für seriöse, erfolgreiche und kontinuierliche Vereinsarbeit in den heutigen, leider oft allzu schnelllebigen Zeiten gemacht hat. Bedarf es eines Beleges für diese Aussage, so schaue man sich nur zwei Statistiken an: Seit 1965 gab es nur drei Vorsitzende (1965-1971 Walter Krimmel, 1971–1994 Karl-Gustav Schramm und von 1994 bis 2016 Jörg Pöschl) und die Mitgliederzahl schnellte seit 1995 von 310 Mitglieder auf mittlerweile knapp an die 850 Mitglieder (Stand Febr. 2016) hoch, wovon aktuell 45 % Kinder und Jugendliche sind. Im Jubiläumsjahr 2007 wurde sogar noch Tanzsport und auch Nordic-Walking angeboten und auch der Aufbau einer Judo-Gruppe im selben Jahr brachte innerhalb von drei Jahren einen solchen Zulauf, dass 2010 noch eine zweite Gruppe gegründet wurde, die bis heute regelmäßig an Wettkämpfen und Turnieren teilnimmt. 2009 wurde ebenfalls eine Badmintonabteilung ins Leben gerufen, die sich auch sofort großer Beliebtheit erfreute, aber aufgrund des anstehenden Studiums der jungen Übungsleiterinnen nur drei Jahre existierte. Gerade die breitgefächerte Palette und das Credo einer möglichst hochqualifizierten Vermittlung breitensportlicher Angebote hat die TSG seit Ende der 90er Jahre nicht nur zum mit Abstand größten aller ca. 100 Vereine in der Gesamtstadt Königstein gemacht sondern hat auch durch zahlreiche Auszeichnungen von verschiedenen Sportfachverbänden seine Anerkennung gefunden, so z.B. durch die mehrmalige Verleihung des Gütesiegels „Pluspunkt Gesundheit“ durch den Deutschen Turnerbund für herausragende Leistungen im Bereich Gesundheitssport. Auch dem Lauftreff wurde 2002 vom Deutschen Leichtathletikverband das Qualitätssiegel „gut“ verliehen. In diesem Sinne gebührt nicht nur den Verantwortlichen in der Vereinsführung um den amtierenden Vorsitzenden Jörg Pöschl, sondern auch allen Trainern, Übungsleitern und Übungsleiterinnen der Dank für ihr zeitraubendes Engagement und ihr idealistisches Wirken. Bei aller Sorge um die materiellen Grundlagen: Es sind die Menschen, die einen Verein ausmachen, ihn tragen, ihn lebendig erhalten. „Zukunft braucht Herkunft“, formulierte der Gießener Philosophieprofessor Odo Marquard. Die jahrzehntelange Geschichte der TSG ist in diesem Sinn eine ausgezeichnete Basis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung dieser sportlichen Gemeinschaft.

Das 125-jährige Vereinsjubiläum der Turnabteilung wurde im Jahre 2007 mit einem mehrtägigen Fest in einem ebenso großen wie würdigen Rahmen gefeiert, zu dem man auch Festgäste aus Frankreich, England und Tschechien begrüßen konnte.

Mit der Geburtstagsgala „Glückwunsch, TSG“ startete der Verein in ein aufregendes Wochenende. Im festlich dekorierten und voll besetzten Saal des Bürgerhauses wurden Glückwünsche überbracht und Kulinarik, Musik und Spitzensport miteinander verbunden: „Los Barros“, eine aus ehemaligen Deutschen Meistern, Europameistern, Weltmeisterschafts- und Olympiateilnehmern bestehende Truppe von Kunstturnern, begeisterte mit ihrer ebenso komödiantischen wie spektakulären Show am Barren. Alfred Reindl, seines Zeichens einer der weltbesten Fußballjongleure, versuchte im Rahmen seines Programmes mit 250 Kopfbällen in einer Minute für das Guinnessbuch der Rekorde einen neuen Maßstab zu setzen, was ihm auch gelang. Pure Eleganz, Ästhetik und Akrobatik versprühte dann die bereits oftmals mit WM-Gold ausgezeichnete Rhönradgruppe des TSV Taunusstein und das sportliche Varieté beendeten schließlich die tschechischen Tischtennisartisten Pansky und Orlowski, selbst frühere Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften, mit einem ebenso spaßigen wie atemberaubenden Schlagfeuerwerk, das die Zuschauer vollends in ihren Bann zog.

Rot, gelb, grün, silber und gold: Beim anschließenden sommerlichen Cocktail-Empfang auf der Terrasse des Bürgerhauses war dann ein farbenprächtiger Funkenregen über der Burg Falkenstein zu sehen. Das großartige Jubiläumsfeuerwerk – gestiftet von Mitglied Thomas Giese - setzte über eine Dauer von fast 15 Minuten seine eigenen Glanzlichter.

Eine „Mini-WM“ mit den 1. Mannschaften des 1. FC-TSG Königstein, US Alencon (Frankreich), FC Faringdon (England) und dem TJ Libcany (Tschechien) stand dann am Samstagmittag auf dem berühmten WM-Rasen des „Altkönigblick“ auf dem Programm.

Nach einer kleinen Ruhepause wartete abends dann ein weiterer Höhepunkt des Veranstaltungsprogramms: „Roy Hammer und die Pralinees“ brachten die besten deutschen Schlager aus den 70ern und 80ern und natürlich auch ein Geburtstagsständchen mit. Von „Eine neue Liebe“ bis zu „Er gehört zu mir“, „Leuchtturm“ oder „Willst Du mit mir gehen“ war alles dabei, was Spaß macht und lautstark mitgesungen werden konnte. In Erwartung des großen Zuspruchs, den diese Band normalerweise mit oftmals über 1.000 Besuchern bei ihren Konzerten auslöst, war man extra ins Haus der Begegnung nach Königstein umgezogen, aber die Resonanz mit leider nur 250 Besuchern war dann eher doch enttäuschend. Die große Hitze an diesem Tag sowie ein bei der Verpflichtung noch nicht bekannt gewesenes Konzert der „Pralinees“ eine Woche später auf dem attraktiven „Museumsuferfest“ in Frankfurt hatten wohl etliche Stammbesucher der Gruppe aus dem Vordertaunus und dem Frankfurter Raum davon abgehalten, an diesem Tag zur TSG zu kommen.

Am Sonntag ging es ebenfalls musikalisch weiter. Frühschoppen einmal ganz anders, das war das Motto: Auf der Wiese vor dem Bürgerhaus gaben sich nämlich anstatt einer Volksmusikkapelle die im Original-Kilt auftretenden Clan Pipers aus Frankfurt – Deutschlands beste Dudelsack-Big-Band – ein Stelldichein und die vielen Besucher gingen bei strahlendem Sonnenschein begeistert mit. Dies war denn auch der perfekte Übergang zum großen „Sportler-Buffet“ mit allerlei leckeren Speisen und Getränken, welches die TSG zum Mittagessen anbot.

Im Anschluß daran fanden nachmittags auf dem Kleinsportfeld am Bürgerhaus „Spiele aus 125 Jahren“ statt, wo sich die kleinen Geister in aller Ruhe an verschiedenen sportlichen Stationen austoben konnten, die allesamt einen historischen Bezug zur Vereinsgeschichte hatten. Die etwas Älteren hingegen durften an der großen Kaffee- und Kuchentafel Platz nehmen, bis das ganze Fest dann am Abend mit der Verabschiedung der ausländischen Gäste ausklang. Insgesamt 160 Helfer waren an den Festtagen und in der Vorbereitung für die TSG und ihre Festbesucher im Einsatz.

Ein Novum in der Vereinsgeschichte war am 23. Juni 2013 die Ausrichtung des Gaukinderturnfestes des Turngaus Feldberg, das zum ersten Male in der jahrzehntelangen Historie dieser Großveranstaltung Station in der Kur- und Burgenstadt Königstein machte und bei welchem die TSG Falkenstein somit ebenfalls erstmals als Gastgeber und gemeinsamer Ausrichter mit dem Turngau fungierte. Fast 400 Kinder im Alter bis 14 Jahre wetteiferten auf der Sportanlage „Altkönigblick“ und den beiden angrenzenden Kreissporthallen in leichtathletischen, turnerischen und gymnastischen Disziplinen um Medaillen und Urkunden. Insgesamt über 1.000 Athleten, Eltern, Trainer, Wettkampfrichter und Zuschauer verweilten an diesem Sonntag bei bestem Sportwetter (trocken und ca. 20°) in Königstein-Falkenstein. Die TSG hatte mit 50 Helfern für einen reibungslosen Ablauf gesorgt und der Turngau-Präsident Helmut Reith (Kalbach) war in der Taunuszeitung voll des Lobes über die Falkensteiner: „Die TSG hat mit dieser Veranstaltung Maßstäbe für künftige Gaukinderturnfeste gesetzt, sowohl was die Qualität der Sportanlagen und die Organisation der Gastronomie als auch das Engagement der Vereinsmitglieder betrifft!“ Genau so schön und wichtig wie diese Worte war jedoch, dass an diesem Tag noch zwei Altersklassensiege durch TSG-Athleten, nämlich Leonard Weitz (im leichtathletischen Dreikampf in der Altersklasse M9) und Linda Bind (ebenfalls im Leichtathletik-Dreikampf der W13/14), errungen werden konnten.

Im September 2014 wurde dann durch den Turngau Feldberg der Landeswandertag des Hessischen Turnverbandes in Verbindung mit dem Feldbergfest ausgerichtet. Einer von drei Ausgangspunkten der Sternwanderung zum Feldberggipfel war Falkenstein, wo die TSG die Betreuung des Abmarschpunktes übernahm.

Als im Jahre 2013 dann das Jubiläum „40 Jahre Bürgerhaus – 40 Jahre Vereinsring“ anstand und die Falkensteiner Vereine nach dem Rosenmontagsball binnen weniger Wochen zu diesem Anlass mit dem erstmalig durchgeführten „Tanz in den Mai“ noch eine zweite gemeinschaftliche Veranstaltung auf die Beine stellten, war man doch sehr überrascht, welchen Anklang diese neue Veranstaltung fand. 260 Besucher füllten das Bürgerhaus und bescherten dem bunten Treiben mit Tanz und diversen Vergnügungs- und Kulinarik-Ständen eine unvorhergesehene und ausnahmslos positive Resonanz.

So war die Frage für den aus den Vorsitzenden der Falkensteiner Vereine bestehenden Vereinsring, wie man dieser Resonanz begegnen wolle, war doch der „Tanz in den Mai“ ursprünglich als einmaliges Fest zum 40-jährigen Bestehen des Bürgerhauses und des Vereinsrings gedacht. Es war klar, dass man binnen weniger Wochen mit dem Rosenmontagsball und dem Tanz in den Mai keine zwei derartigen Gemeinschaftsfestivitäten würden stemmen können, zumal ja auch jeder der Falkensteiner Ortsvereine noch seinen eigenen Vereinskalender mit weiteren Veranstaltungen und Verpflichtungen hat. So entschloß man sich, auf den ohnehin bei meist 140-160 Besuchern stagnierenden Rosenmontagsball zu verzichten und dafür zukünftig in den Wonnemonat Mai hinein zu tanzen.

Ein Entschluß, der offensichtlich richtig war, wurden doch 2014 sogar über 350 Besucher gezählt und auch im Jahre 2015 und 2016 war man mit 300 bzw. 320 Besuchern sehr zufrieden. Die TSG betreibt seit der Premiere der Veranstaltung den Weinpavillon, der sich großer Beliebtheit erfreut und dessen Erlös – wie bei allen anderen Ständen auch –der Kasse des Vereinsrings zufließt.

A propos Wein: Basierend auf diesen Erfahrungen entschloß sich der TSG-Vorstand, im Jahre 2015 erstmals ein eigenes „Weinfest“ unter dem Motto „Weck, Worscht & Woi‘ bei der TSG“ zu veranstalten. Am 5. Juli richtete die TSG auf der Festwiese am Bürgerhaus erstmals überhaupt ein Weinfest aus, welches mit 12 Sorten Wein aus zwei verschiedenen deutschen Anbaugebieten bestückt war und auch das Speisenangebot stand ganz und gar im Einklang mit dem Wein. So wurde unter anderem Spießbraten „Winzer Art“ und allerlei andere passende Gerichte wie Laugenbrezeln mit Spundekäs‘ sowie Käsewürfel und heiße Fleischwurst angeboten. Das Weinfest wurde musikalisch vom großen Blasmusikorchester des Musikvereins Kronberg umrahmt, welches mit 30 Personen zum Frühschoppen aufspielte. 150 Besucher fanden sich ein, wobei das Fest witterungsbedingt unter keinem guten Stern stand, aber anders als man sonst denkt: Das Thermometer kletterte an diesem Tag nämlich auf sage und schreibe 39° im Schatten und die Wetterdienste sprachen vom heißesten Tag in Hessen seit vielen Jahren. Kein Wunder, daß nur sehr geringe Mengen an Wein konsumiert wurden, aber alle Besucher äußerten sich lobend über die Idee, die Atmosphäre und die Organisation des Festes. Im Juli 2016 fand dann bei allerbestem Wetter (25°) die zweite Auflage dieses Festes statt, welches ebenfalls als Erfolg gewertet werden konnte und bei dem man 30 französische Gäste aus der Partnergemeinde Le Mêle begrüßen konnte, die zu einem „Familienwochenende“ in Falkenstein weilten.

Zwei Personalien noch aus dem Jahre 2016: Bei den turnusmäßigen Neuwahlen im März 2016 hat Karl-Gustav Schramm (78) altersbedingt auf eine Wiederwahl verzichtet. Er war von 1971 bis 1994 1. Vorsitzender und (mit einer Unterbrechung von 2 Jahren zwischen 2004 und 2006, wo er Beisitzer war) fortan 2. Vorsitzender, summa summarum also 45 Jahre lang ohne Unterbrechung im Vorstand. Der Verein verdankt ihm sehr viel, da er zu seiner Zeit als 1. Vorsitzender eine ganz eigene Ära geprägt hat. Seine Verdienste sind mannigfaltig, aber sein größter – auch heute noch sichtbarer – Mosaikstein im Verdienste-Puzzle war sicherlich der Bau des TSG-Vereinsheimes im Jahre 1982.

Am 23. Juni 2016 trat dann Jörg Pöschl nach 22 Jahren völlig überraschend von seinem Amt als 1. Vorsitzender des Vereines zurück. Ausschlaggebend hierfür war ein persönlicher Disput mit Schatzmeisterin Brigitte Boller, der eigentlich außerhalb der TSG angesiedelt war. Er war jedoch über das menschliche Verhalten derart enttäuscht, daß er hieraus die für alle Vorstandsmitglieder unerwartete Konsequenz zog, da er keine Vertrauensbasis mehr für eine Zusammenarbeit mit Frau Boller sah.

Im März 2017 fand dann im Rahmen der Jahreshauptversammlung die Neuwahl eines 1. Vorsitzenden statt. Hier setzte sich in einer Kampfabstimmung der an diesem Abend kurzfristig seine Kandidatur bekanntgebende Jörg Pöschl gegen die Kandidatin des Vorstandes, Denise Mesterharm, durch. Mit 22:21-Stimmen wurde Pöschl in geheimer Wahl nach einer dreivierteljährigen „Auszeit“ erneut zum 1. Vorsitzenden gewählt. In Nachgang zu dieser Versammlung traten dann 5 von 12 Vorstandsmitgliedern, die eine Kandidatur Mesterharms unterstützt hatten, von ihren Ämtern zurück, darunter Brigitte Boller.

Wenige Tage später fand zum ersten Male überhaupt seit Gründung des Turngau Feldberg im Jahre 1905 der traditionelle Gauturntag in Königstein bzw. einem seiner Stadtteile statt. Die TSG Falkenstein hatte sich ein Jahr zuvor beworben und richtete anläßlich ihres 135-jährigen Vereinsjubiläums diese Versammlung am 10. März im Saal des Falkensteiner Bürgerhauses aus. Etwa 80 Delegierte aus den dem Turngau angehörigen Vereinen waren erschienen und die perfekte Organisation sowie das kulinarische Angebot der TSG an diesem Abend wurden einhellig gelobt.

Eine kleine Reminiszens zum Thema „Turnen“ noch am Rande: Erstmal seit 1983 war die TSG Falkenstein im Juni 2017 wieder einmal bei einem Deutschen Turnfest vertreten erhielt für ihre Teilnahme beim Festzug in Berlin das erste Fahnenband seit 1983.

Am 30. April fand dann zum 5. Male der „Tanz in den Mai“ des Vereinsrings statt. Die Resonanz war diesmal mit 185 zahlenden Besuchern (plus 60 vom Eintrittsgeld befreiten Helfern aus den Vereinen) zwar schwächer als in den Jahren zuvor, aber so gerade noch zufriedenstellend.

Am 2. Juli fand dann bei angenehmen Wetterbedingungen (sonnige 23° und nur ein 10-minütiger kurzer Regenschauer) das 3. Weinfest der TSG auf der Festwiese am Bürgerhaus statt, welches wieder gut besucht war und als rundum gelungene Veranstaltung bewertet wurde, zu der wiederum die 22 Musiker vom Kronberger Musikverein mit ihren Blechinstrumenten einen schönen Beitrag leisteten.

Das Jahr 2018 stand im Zeichen einiger Veranstaltungen, die allesamt von der Besucherzahl her als „sehr gelungen“ bezeichnet werden konnte.

Im Rahmen des 50-jährigen Partnerschaftsjubiläums mit Le Mêle (eigentlich ja 51 Jahre, da Partnerschaft im Jahre 1967 abgeschlossen wurde, die Feierlichkeiten hierzu aber 2017 in Le Mêle und 2018 in Falkenstein abgehalten wurden) waren etwa 90 Franzosen sowie etwa 10 Engländer und Tschechen (aus den Meloiser Partnergemeinden Faringdon und Libcany) für 4 Tage zu Gast in Falkenstein. Die Falkensteiner Vereine richteten für diese als „Jubiläumsgeschenk“ am 30. April ihren „Tanz in den Mai“ aus, der aufgrund der Dekoration und der ihnen unbekannten Idee bei den ausländischen Gästen helle Begeisterung hervorrief. Total überrascht waren diese zudem, da der Bürgerhaus-Saal noch 24 Stunden vorher gänzlich anders aussah, da dort der große Festabend mit runden und eleganten Bankettischen und gänzlich anderer Dekoration stattfand. Binnen 8 Stunden wurde der Saal am anderen Morgen – während die ausländischen Gäste ganztags Aschaffenburg besuchten - von über 40 Helfern der Falkensteiner Vereine völlig „umgekrempelt“ und in eine bunte und rustikale Hüttenstadt verwandelt, die ja typisch für den Falkensteiner „Maitanz“ ist. Beim Betreten des Saales war dieser gegenüber dem Vorabend nicht wiederzuerkennen – die Überraschung war gelungen, obwohl es organisatorisch und zeitlich wahrlich ein „Ritt auf der Rasierklinge“ war. Es wurden an diesem Abend 400 Besucher im „proppevollen“ Saal gezählt. Folgende Vereine trugen zum Gelingen bei: TSG (Weinpavillon mit „Straußwirtschaft“ im kleinen Saal), Partnerschaftskomitee (Flammkuchen und Prosecco), Feuerwehr (Hessenecke mit Rippchen & Kraut, Handkäs‘, Apfelwein und Frankfurter Würstchen mit Kartoffelsalat), Mandolinenclub (Bayerischer Biergarten mit Brezeln und Bier), Männergesangverein (Schießstand und Bierkrugschieben), Bund der Vertriebenen („Seppelhutwerfen“) sowie eine 4-Mann-Kapelle auf der Bühne.

Erstmalig in diesem Jahr hatten sich die Vereine dazu entschlossen, die Einnahmen aus ihren Ständen für sich zu behalten und nicht in die Vereinsringkasse zu geben.

Am 10. Juni 2018 war dann die TSG zum zweiten Male nach 2013 Gastgeber des Gaukinderturnfestes des Turngau Feldberg. Aufgrund der Absage des eigentlich vorgesehenen Ausrichters war der Turngau aufgrund der guten Erfahrungen 2013 auf die TSG zugegangen und hatte gefragt, ob sie „einspringen“ könne. Die Tagespresse schrieb anschließend in großer Aufmachung von „bester Werbung für die Jugendarbeit“ und genau das war es auch, was an diesem Tag in der Falkensteiner Straße stattfand! Knapp 400 aktive Wettkampfteilnehmer zwischen 6 und 14 Jahren sowie mindestens noch einmal so viele Eltern, Trainer, Betreuer und Zuschauer waren zum traditionsreichen Gaukinderturnfest des Turngau Feldberg gepilgert. Leichtathletische Disziplinen (grob gesagt: Laufen, Springen, Werfen) standen ebenso auf dem Programm wie Einzel- und Mehrkämpfe im Geräteturnen und der Rythmischen Sportgymnastik. Also alles fast wie eine kleine „Olympiade“, was sich auch im wuseligen Treiben in den beiden voll ausgelasteten Kreissporthallen und auf der benachbarten Sportanlage „Altkönigblick“ ausdrückte.

Und ähnlich wie weiland vor fünf Jahren gab es auch diesmal nur positive Stimmen im Hinblick auf die Organisations- und Bewirtschaftungskunst der TSG Falkenstein. Gleich zwei Verpflegungsstationen hatte die TSG aufgebaut, so dass sowohl die Sportler und Zuschauer in den beiden Sporthallen, aber auch diejenigen, deren Sport auf dem Rasensportplatz und den dortigen Laufbahnen stattfand, gleichermaßen kurze Wege zu Grillwurst, Pommes Frites, Kaffee und Kuchen, Laugenbrezeln oder kühlen Getränken hatten. Und da bei fast 30° gerade die kühlen Getränke reißenden Absatz fanden, waren die 30 Helfer der TSG Falkenstein denn auch in permanentem Einsatz. Dies war auch Turngau-Präsident Helmut Reith nicht verborgen geblieben: „Die TSG Falkenstein hat heute wieder ein Paradebeispiel dafür gegeben, wie man solch‘ große Veranstaltungen erfolgreich durchführt und bewirtschaftet. Es war ein toller Tag auf einer der schönsten Sportanlagen, die man in unserer Region findet.“

Aber auch aus sportlicher Sicht konnte die TSG zufrieden sein, hatte doch ihr 10-köpfiges Starterteam mit den Trainern Annika Kroneberg und Jakob Fichtner zum Großteil erstmals überhaupt unter echten Wettkampfbedingungen das grün-weiße TSG-Trikot übergezogen. Toller Lohn war gleich ein Podestplatz, konnte doch Hannah Häge in der Altersklasse W9 im leichtathletischen Dreikampf (50 Meter Lauf, Weitsprung und Schlagballwurf) die Silbermedaille erringen. Überhaupt muss man sagen, dass die TSG in 2018 das bereits bestehende Leichtathletikangebot in ihren Reihen sehr stark forciert hat und hier wieder an die 30 junge Kinder an sich gebunden hat.

Nur wenige Wochen später war dann wieder „Weinfest“ angesagt. Bei zunächst prächtigem Wetter konnte man am 22. Juli schon sehr früh mit Beginn des Festes um 11.00 Uhr auf eine unerwartet große Besucherzahl blicken. Im Vorfeld war die TSG in vielerlei Hinsicht neue Wege gegangen: Man hatte via „soziale Medien“ (facebook), aber auch durch persönliche E-Mail-Einladungen enorm viel Werbung gemacht, zusätzlich hatte man mit einem öffentlichen Aufruf, aber auch durch persönliche Ansprache einige Sponsoren gefunden, die mit ihren Geldspenden die erneut zum Frühschoppen aufspielende 30-Mann-Kapelle des Kronberger Musikvereins nahezu komplett finanzierten. Zudem hatte man im Vorfeld damit geworben, die „Original Thüringer Bratwurst“ aus Apolda anzubieten. Genau diese Wurst von jenem Abnehmer erfreut sich seit Jahren auf dem Königsteiner Weihnachtsmarkt allergrößter Beliebtheit und sorgt dort regelmäßig für lange Warteschlangen am Stand der Apoldaer Fleischereigenossenschaft. Da diese Würste frisch gebrüht sind, waren Thomas und Jörg Pöschl am Samstagmorgen um 05.00 Uhr extra nach Apolda gefahren, um dort 250 Würste zu kaufen, die in Kühlbehältern in den Taunus gebracht wurden. Pünktlich um 10.00 Uhr war man zum allgemeinen Aufbau wieder daheim, um dem restlichen Vorstandsteam mithwelfen zu können. Um es gleich zu sagen: Die Original Thüringer Bratwürste waren der absolute Renner und bereits nach 3 Stunden ausverkauft, so dass es hieß „…gibt nur noch Rindswurst und Steak“. A propos ausverkauft…: Aufgrund des unerwartet guten Besuchs mit konstant über 250 Besuchern neigten sich gegen 14.00 Uhr überraschenderweise auch die eigentlich großzügig vorhandenen Weinbestände dem Ende zu. Dann jedoch beendete ein nicht vorhergesagtes Wetterphänomen dem ganzen bunten Treiben ein unvorhergesehenes Ende. Binnen weniger Minuten war aus einem kurzen Sommerschauer ein furchtbares Unwetter mit einem nur selten erlebten 2-stündigem Starkregen sowie Blitz und Donner entstanden. Während die Besucher Schutz unter jedem sich bietenden Dach suchten, fegte dann auch noch völlig überraschend eine Windhose über die Festwiese und zerfetzte zwei der acht aufgebauten Pavillonzelte irreparabel. Die Schäden beliefen sich hier auf etwa 400,- €, ebenso ärgerlich war aber auch die Tatsache, dass ab 14.30 Uhr aufgrund des Unwetters kein Umsatz mehr stattfand und man somit unverschuldet an einem neuen Rekordumsatz für das TSG-Weinfest „vorbei schrammte“.

Was geschah noch in 2018?

Am 18. September konnte TSG-Vize Hans-Jürgen Metz den symbolischen kleinen Tannenbaum auf dem Dach der neuen Grillhütte anbringen, die auf dem Gelände des ehemaligen Kinderspielplatzes neben dem TSG-Vereinsheim auf der Sportanlage „Altkönigblick“ entstanden ist. Nachdem die aus Holz bestehenden Spielgeräte neben dem Vereinsheim im Laufe der Jahre verfault bzw. morsch geworden waren, hatte sich der Vorstand der TSG entschlossen, diese abzubauen und an dieser Stelle lieber in eine Grillhütte zu investieren. Wie oft musste man sich beim Grillen in der Vergangenheit mit einem kleinen Zeltdach über dem Kopf behelfen, was speziell bei Regen oder Wind auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss war. So wurde ein geeigneter Holzpavillon bestellt. Dieser kam dann auf einer großen Palette in Einzelteilen an. Nach dem Bestimmen der Aufstellfläche und Ausmessen der Fundamentlöcher stellte sich heraus, das diese nur mit großer Mühe in den durch die wochenlang anhaltende Hitze total ausgetrockneten und damit knochenharten Boden gegraben werden konnten. Nachdem die Stadt Königstein freundlicherweise die Fundamentlöcher erstellt hatte, konnten sich anschließend nun „Bauleiter“ Hans-Jürgen Metz mit seinem „Vorarbeiter“ Peter Schmied und „Hilfsarbeiter“ Robert Glässer daran machen, ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Es verging einige Zeit, bis die "Schuhe" (stabile Stahlträger zur Aufnahme der vier Pfosten) einbetoniert werden konnten.

Dann ging es an das Aufstellen des Holzgerüstes, bis schließlich ein Grillpavillon zu erkennen war.

Kein Wunder, dass anlässlich des kleinen inoffiziellen Richtfestes am 18.09. auch gleich der Bratwurstgrill angeworfen wurde, um die Grillhütte – auch ohne Dach – ihrer eigentlichen Bestimmung zu übergeben. Für die Dachkonstruktion ergänzte dann noch "Zimmermann" Felix Lupp das Aufbauteam. Es wurde das Dach aufgesetzt und das neue funktionale Schmuckstück war fertig. Der Grill konnte am 30. September beim Heimspiel des 1. FC-TSG dann auch unter dem neuen Dach in Betrieb genommen werden.

Aus sportlicher Sicht noch erwähnenswert, dass die TSG 2018 ihre Sportpalette um die „Probeangebote“ Parkour und Mountainbiking ergänzt hat und somit dem sogenannten „Trendsport“ Rechnung trägt. Während Parkour bis Ende des Jahres konstant ca. 10 Teilnehmer verzeichnen konnte, sind die monatlich stattfindenden Ausfahrten mit dem Mountainbike noch auf recht wenige Teilnehmer begrenzt.

Eine geplantes Feriencamp auf dem Altkönigblick für das Sportangebot „Ultimate Frisbee“, welches in Zusammenarbeit mit der diesbezüglichen Frisbee-Abteilung der Frankfurter Eintracht im Herbst stattfinden sollte, konnte aufgrund nur weniger Anmeldungen nicht durchgeführt werden. Ein neuer Anlauf soll hier 2019 erfolgen, sieht die TSG doch für diese Sportart enormes Potential unter den Jugendlichen in der Schulstadt Königstein.

Das Jahr 2019 begann dann mit einer Neuerung: Erstmals lud die TSG am 05. Januar zum „Falkensteiner Apfelweinanstich“ ein, um eine öffentliche Goutierung ihres vereinseigenen Apfelweins vornehmen.

Die Vorstandsmitglieder Hans-Jürgen Metz und Jörg Pöschl hatten sich im September aktiv an der Apfellese beteiligt und das gold-gelbe „Stöffchen“ hatte seit dem Keltern einige Zeit in zwei großen Fässern in den tiefen Kellern am Fuße der Falkensteiner Burg zum Reifen gelagert. Das Ergebnis des „neuen“ Jahrgangs präsentierte man nun also im Rahmen einer zünftigen Feier im TSG-Vereinsheim sowie im direkt angrenzenden beheizten (!) Zelt.

Die Resonanz war überwältigend, die Kapazität der Sitzplätze im Vereinsheim war ohnehin schon von 40 auf 70 erhöht worden, aber diese waren bereits schnell restlos besetzt und auch die 70 Plätze im Zelt waren gut besetzt.

Bei Live-Musik dreier umherlaufender Musikanten reichte das kulinarische Angebot (ganz dem lokalen Kolorit der Veranstaltung entsprechend) von der heißen Fleischwurst über Handkäs‘ bis hin zur Hausmacher Wurstplatte. Ähnlich wie beim Weinfest hatte man auch hier beste auswärtige Adressen für die Kulinarik bemüht. So wurde am frühen Morgen die Hausmacher Wurst (Fleischerei Becker) und das ofenfrische Bauernbrot extra in Romrod (Vogelsberg) geholt, der punktgenau gereifte Handkäs‘ war aus der legendären Käserei Horst in Groß-Gerau und „Hessens beste Fleischwurst“ (so die Eigenwerbung aufgrund mehrerer errungener Goldmedaillen bei hessenweiten Prämierungen) kam von der Metzgerei Best aus Neuenhain. Ein Konzept, dass sich auszahlte denn die Besucher schwärmten von der Qualität der angebotenen Speisen, die am Ende der Veranstaltung komplett ausverkauft waren. Aber auch der selbst gekelterte Apfelwein wurde von Experten einhellig gelobt.

Die Presse (Königsteiner Woche als auch Taunuszeitung) war voll des Lobes über die Veranstaltung und die vielen positiven Rückmeldungen von Festbesuchern, die zudem auch die urige „Hüttenatmosphäre“ lobten, waren eine Bestätigung für die Durchführung dieser Veranstaltung.

Beim Blick auf die Veranstaltungen könnte man den Eindruck erhalten, dass der Vorstand sehr gerne und viel feiert:

Dies ist jedoch nur sehr bedingt richtig. Das Abhalten dieser Feste (wie auch unser Weinfest im Sommer oder auch die Beteiligung der TSG am „Tanz in den Mai“) ist für den Verein sehr wichtig, um regelmäßig noch weitere Einnahmen zu generieren, die es uns erlauben, alle Übungsleiter bei Beibehaltung unserer sehr moderaten Mitgliederbeiträge zu finanzieren und darüber hinaus noch in die Infrastruktur (Sportgeräte, Trikotagen etc.) zu investieren.

Im Jahre 2019 übernahm die TSG auch wieder turnusgemäß die Federführung im Falkensteiner Vereinsring. Im Frühjahr 2019 lud TSG-Vorsitzender Jörg Pöschl als amtierender Vereinsring-Vorsitzender das Gremium überraschend zu einer Sitzung in das ehemalige Gasthaus „Nassauer Hof“ (direkt hinter dem Alten Rathaus). Diese einst legendäre Lokalität wurde um 1960 herum für die Öffentlichkeit geschlossen, wobei die Eigentümerfamilie Heinrich Hasselbach das alte Gasthausmobiliar noch bis ca. 2015 dort komplett belassen hat.

 

Nach dem Tod von Heinrich Hasselbach wurde das Anwesen verkauft und der neue Eigentümer führte die alte Gaststube mittels Umbau Wohnzwecken zu. Bevor dies geschah, tagte der Vereinsring noch einmal in der alten historischen (wenn auch mittlerweile leer geräumten) Gaststube mit ihren typischen Wandmalereien, gemalten Trinksprüchen an den Deckenbalken, dem markanten alten Parkettboden, dem wunderbaren und raumprägenden dunkelgrünen Kachelofen sowie der original dunkelgrünen Wandvertäfelung.

Ein wahrhaft historischer Tag, denn so konnte 60 Jahre nach Schließung des „Nassauer Hofes“ - früher zeitweise auch bekannt als „Weinhaus Hasselbach“ - noch einmal eine Sitzung (noch dazu aller Falkensteiner Vereine) abgehalten werden, der im Vorfeld eine kleine Führung durch den ehemaligen Festsaal im 1. OG, die Kellergewölbe sowie den früheren Biergarten und die alte Kelterei vorausging. Ortshistoriker Hermann Groß konnte anhand alter Erzählungen und Fotos den Vereinsvorsitzenden das Gebäude noch einmal näher bringen, welches in seiner früheren Funktion als Gasthaus auch ein Stück weit „alte Falkensteiner Vereins- und Ortsgeschichte“ war.

Am 30. April fand dann wieder der „Tanz in den Mai“ der Falkensteiner Vereine statt, der von 221 zahlenden Erwachsenen besucht wurde. Hinzu kamen ca. 60-80 (nicht zahlende) Kinder und etwa 45 (ebenfalls nicht zahlende) Helfer aus den einzelnen Vereinen – eine gute Bilanz. Die TSG betrieb wieder traditionell ihren Weinstand.

Auf sportlicher Ebene für positive Schlagzeilen sorgte die TSG dann am 19. Mai 2019 beim alljährlichen Königsteiner Benefizlauf des dortigen Lions-Club:

Waren bei den bisherigen sechs Auflagen nur kleinere Grüppchen oder Einzelsportler der TSG Falkenstein bei dieser karitativen Laufveranstaltung vertreten, so brach man diesmal alle Rekorde! Sage und schreibe 61 Läufer und Läuferinnen im Alter zwischen 5 bis 70 Jahren hatte die TSG aus den Reihen ihrer Mitglieder für die siebte Auflage melden können. Somit war man in diesem Jahr unter 800 Teilnehmern die weitaus stärkste Gruppe, aber auch bei den früheren Läufen dürfte wohl kaum ein Verein diese Anzahl bisher je aufgewiesen haben. Nimmt man sogar noch den einen oder anderen gesehenen Starter hinzu, der zwar TSG-Mitglied ist, aber sich nicht unter der „Flagge“ der TSG angemeldet hatte, so dürfte die Zahl noch größer gewesen sein.

Es war auch schön anzusehen, wie man mit den an alle TSG’ler ausgegebenen neuen hellgrünen Vereinstrikots unserer Leichtathleten im bunten Reigen des Pulks aus Läufern in allen Altersklassen optisch förmlich herausstach.

Am 19. Juni war die TSG beim Landesturnfest in Bensheim vertreten und erhielt dafür eine Fahnenschleife.

Eine Neuheit dann am 30. Juni. Die Frankfurter Eintracht lud in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Hochtaunus und dem Taunus-Touristik-Service zu ihrem 4. Familienwandertag ein. Start und Ziel der fast 300 Wanderer, darunter einige ehemalige Eintracht-Altstars wie Karl-Heinz Körbel, Uwe Bindewald usw., war die Sportanlage Altkönigblick und das TSG-Vereinsheim. Auf zwei verschieden langen und schwierigen Wegstrecken ging es durch den Falkensteiner Burghain, zum Fuchstanz und ins Altkönig-Gebiet. Am TSG-Vereinsheim erwartete die Wanderer dann Speis‘ und Trank, welcher durch die TSG dargereicht wurde. Ein buntes, vielschichtiges und sehr attraktives Freizeit- und Familienprogramm mehrerer regionaler Sponsoren auf dem „Altkönigblick“ rundete den Tag ab, zum Abschluß gab es ein Spiel zwischen der Eintracht-Traditionself und einer Prominenten-Auswahl aus dem Hochtaunuskreis.

Der 7. Juli stand dann ganz im Zeichen des alljährlichen Weinfestes des Vereins: Bei bestem „Verzehrwetter“ wurden wieder – analog zum Jahr zuvor – frische Thüringer Bratwürste aus Apolda geholt, die wiederum reißenden Absatz fanden. Die Weine waren ebenso sehr beliebt und der Besuch war sehr gut – ringsum also ein gelungenes Fest, zu dem auch der langjährige Pächter des Bürgerhaus-Restaurants „La Vida“ (Jorge Patricio) beitrug, der die 600,00 € Gage des zum Frühschoppen aufspielenden Blasorchesters des Musikverein Kronberg vollständig übernahm und damit die TSG-Kasse großzügig entlastete.

Am 17. Oktober wurden Kinder zwischen 9 und 16 Jahren erstmals aufgerufen, ein Schachtraining bei der TSG auszuprobieren. Dieser nun wöchentlich stattfindende Kurs bescherte zum Auftakt gleich 14 junge Teilnehmer.

Ein Novum in der langen Vereinsgeschichte war dann die erstmalige Teilnahme eines TSG-Mitgliedes als offizieller Delegierter beim Deutschen Turntag am 9. November in Leipzig. Als seit 2011 amtierender Funktionsträger im Präsidium des Turngau Feldberg gehörte unser Vorsitzender Jörg Pöschl der 35-köpfigen hessischen Delegation an und war somit einer von insgesamt 380 Delegierten aus allen deutschen Bundesländern, die als höchstes Organ des Deutschen Turnerbundes insgesamt drei Tage lang in der sächsischen Metropole tagten.

(18.11.2019, jp)